Anke Engelke – Blind Date 1-4 2DVDs Ladykracher III 2DVDs

Ab und zu sticht einen der Hafer und man nimmt all seinen Mut zusammen und man dreht die Wählscheibe am Fernsehapparat auf Sat.1 und lugt um die Ecke rum hinein in „Anke Late Night“. Und hält es gemeinhin nicht länger als zwei Minuten aus, weil es schlicht unerträglich ist, mitanzusehen, wie Anke Engelke sich gleichsam waidwund geschossen durch ein Gestrüpp aus verheerenden Witzen und elendigen Interviews schleppt. Was tut die Frau da? Was verschwendet sie sich und ihre Zeit, wo doch spätestens seit ihrem unbeschreiblichen Auftritt als Klatsch-Schreckschraube auf dem roten Oscars-Teppich im Februar klar ist, dass „das Boulevardige“ und der elende Moderatorenkram ihre Sache nicht ist. Das Spätnacht-Gequäle muss umso betrüblicher finden, wer einmal eine Folge von „Blind Date“ gesehen hat. Die lose Serie von 90minütigen Filmen, die Engelke zusammen mit dem, oh ja, großen Olli Dittrich (warum hat der eigentlich noch keine eigene Talkshow? Äh …) für das ZDF produziert Ider erste lief im Frühjahr 2001, eine neue, fünfte Folge erst kürzlich] gehört zum Großartigsten und Überraschendsten, was man die letzten Jahre in der Ödnis zwischen siecher Cotmedy und schwülstigen TV-Dramen im Fernsehen erleben durfte. „Vier kurze Filme über das Leben“ lautet der Untertitel der Doppel-DVD 5 auf der die ersten vier „Blind Gates“ und ein paar begleitende Extras (Trailer. Interviews, Making 0f zu haben sind. Mit schnöder Comedy hat das in der Tat wenig zu tun. wenn Engelke und der, oh ja, göttliche Dittrich die Begegnungen wildfremder Menschen simulieren, zwei Charaktere aufeinanderprallen lassen, die sie sich zurechtgelegt haben [und ad hoc weiterspinnen], die der/die jeweils andere nicht kennt. Und denen man dann in einer Art hypernormalen Reality-TV-Situation 90 Minuten beim zu 100 Prozent improvisierten Beschnüffeln und Kennenlernen zuschauen darf, wobei das Komödiantische oft nur noch als sanfter Grundton schwingt und menschliche und mithin tragische Tiefe erreicht wird, die staunen macht und anrührt. Sehr großartig. Vom evidenten schauspielerischen Talent und dem raren komischen Timing Engelkes lebt auch ihre eigene, ungleich grellere Comedy-Reihe „Ladykracher“ auf Sat.1. Staffel drei, 13 knapp halbstündige Folgen, gibt’s jetzt auf einerweiteren Doppel-Scheibe 4. Da ist natürlich auch viel Schmarrn dabei, in ihren besten Momenten aber zeichnet sich die liebevoll elaboriert inszenierte Sketchsause dadurch aus. dass sie eher vom abseitigen Hauch Monty Pythons angeweht ist als vom four-to-the-floor-Bruhaha der hiesigen Comedy-Inflation. Und wenn es richtig zum Röhren wird, dann hat das meist mit der Chefin zu tun. Oh, ließe sie doch nur das Tanzen auf den Hochzeiten der falschen Freunde!