Arne Bellstorf :: Baby’s In Black. The Story of Astrid Kirchherr & Stuart Sutcliffe
Eine Liebesgeschichte am Rande der ganz großen Pophistorie wurde als Comic herausragend aufgezeichnet.
Irgendwie ist ja immer Beatles-Jahr, aber in diesem ganz besonders. Der erste Hamburg-Auftritt vor 50 Jahren, John Lennons 70. Geburtstag – Anlässe für eine Flut von Veröffentlichungen rund um die Band. Von all den Neuerscheinungen weiß eine mehr zu begeistern alle anderen. Sie erzählt zwar nur von einem Randaspekt der Bandgeschichte, wird aber dennoch alle Jubiläumsjahre locker überleben.
Der Hamburger Comic-Künstler Arne Bellstorf hat eine Graphic Novel über die Liebesgeschichte von Stuart Sutcliffe und Astrid Kirchherr gezeichnet. Sutcliffe war von seinem Kunsthochschulfreund Lennon überredet worden, als Bassist der Beatles zu deren Auftritten in Hamburg mitzureisen. Dort, im Kaiserkeller, entdeckt Klaus Voormann, der u.a. den diesjährigen Beatles-Titel des Spiegels illustriert hat, die Band und schwärmt seiner Freundin Astrid Kirchherr von ihr vor. Die verliebt sich dann in Sutcliffe, die beiden verloben sich, und als die Beatles nach Liverpool zurückkehren, bleibt Sutcliffe bei Kirchherr. Wenige Tage bevor die Band im Star-Club in der Hansestadt zurückerwartet wird, stirbt Stuart Sutcliffe an einer Hirnblutung. Die Story ist nicht unbekannt, spätestens seit dem Spielfilm Backbeat aus dem Jahre 1994 wissen auch Nicht-Experten von den Hamburger „Exies“, wie Lennon sie wegen ihres an die französischen Existenzialisten erinnernden Looks nannte. Arne Bellstorf nimmt bekannte Bilder auf, die Fotos etwa, die Kirchherr machte, auch Szenen aus Backbeat glaubt man wiederzuerkennen (Bellstorf sagt, der Film habe ihn auf die Idee gebracht, die Geschichte zu zeichnen). In den Straßenszenen baut er immer wieder Werbeschriftzüge oder Plakate ein, die den Kolorit der beginnenden Sechziger vermitteln. Wunderbar sind auch die Kontraste zwischen dem verruchten St. Pauli und Kirchherrs bürgerlich-bohemistischen Milieu gezeichnet. Baby’s In Black ist in schwarz-weiß gehalten, Bellstorf zeichnet im klaren, reduzierten Stil, doch seine Bilder transportieren auf kühle Weise die emotionale Dramatik der deutsch-englischen Liebesgeschichte, die eine Randnotiz der großen Popgeschichte ist. Wer auch nur das leiseste Interesse an Comics und den Beatles hat, wird dieses herausragende Buch zu schätzen wissen.
Mehr News und Stories