Arvo Pärt – Kanon Pokajanen

Die asketische Klarheit und liturgische Strenge von Arvo Pärts Kompositionen teilen die Lager. Interessant dabei: Gerade die Fans klassischer Musik sind es oft, die seine Messen und Choräle als „langweilige Sülze“ aburteilen. Auf der anderen Seite finden sich immer mehr gestandene Rocker wie Brad Roberts von den Crash Test Dummies oder The The-Chef Matt Johnson in Parts düsteren Kompositionen wieder „Seine Musik singt von Schönheit, Pathos und unglaublicher Leidenschaft“, urteilt etwa R.E.M.s Michael Stipe, während sich Nick Cave nicht einmal in einem Atemzug mit Pärt genannt wissen möchte: „Er spielt nicht in meiner Liga. Er ist ein Genie.“ Die Wahrheit liegt -wie so oft – irgendwo in der Mitte. In Arvo Pärts mittelalterlicher Melodieführung und klassischer Kompositionstechnik schwingt vor allem eine tief empfundene Religiosität und eine wohltuende Formenstrenge mit. Seine Musik ist deswegen alles andere als neu, streichelt den Hörer aber mit mehr kontemplativer Ruhe als jeder Ambient-Track. Sein neues Album-die Vertonung eines jahrtausendealten slawischen Bußkanons – hat er wieder mit dem Estonischen Philharmonischen Kammerchor aufgenommen. Die Ausdruckskraft seiner frühen Meisterwerke wie ARBOS oder TABULA RASA bleibt damit zwar unerreicht. Mancher Klassikfeind konnte allerdings mit KANON POKAJANEN eine Einstiegsdroge finden in Parts musikalische Welt aus Melancholie, Gottesfurcht und Demut.