Atari Teenage Riot – The Future Of War

„Geräusch ist der Schlüssel, das Leben ist voller Geräusche, nur der Tod ist Stille“. O-Ton Alec Empire, seines Zeichens Chef-Programmierer und Shouter des Trios Atari Teenage Riot. Ihr neues Lebenszeichen ist mehr als Geräusch; FUTURE OF WAR geht als Hardcore-Lärm in seiner extremsten Ausprägung bis an die Grenzen des Noise. Auf Ultra-Highspeed getunte Techno-Drums peitschen zu fies verzerrten Metal-Gitarren, nahe am Stimmband-Kollaps gebrüllte Haßtiraden kämpfen mit exzessiven Breakbeats. Wer diese radikale Attacke 45 Minuten lang erträgt, fühlt sich, als hätte ihn eine rachsüchtige Ramme bearbeitet, als hätte er den Kopf noch gerade rechtzeitig aus der Beton-Mischmaschine gezogen. Empfindlichere Zeitgenossen sollten gar die Nummer des Notarztes oder wenigstens eines Psychiaters bereithalten. Radikalität um der Radikalität willen, ein unfair plazierter Wutausbruch unter die Gürtellinie oder die neuen Noise-Querdenker? Nichts davon und von allem ein wenig. Nach dem Hype um ihr Album ‚1995‘ war dieser radikale Schritt vielleicht der einzig mögliche, um ihrem Ruf als „böse Buben des Dancefloor“ gerecht zu bleiben. Dabei stellen sich nur zwei Fragen. Erstens: Wird der nächste Streich, der wohl kaum mörderischer als dieser ausfallen kann, überhaupt noch Wirkung erzielen? Und zweitens: Macht dieser Weg angesichts mittelmäßiger Songs und düsterer, in alle Klischee-Töpfe des sozialen Elends getauchten No-Future-Texte überhaupt Sinn? Die Antwort auf beide Fragen lautet: Nein, (pb)