Audioslave

Die Livepremiere des spektakulärsten Joint Ventures im Alternative Rock bleibt hinter den Erwartungen zurück.

Mit so genannten Supergroups, zusammengenäht aus verschiedenen Musikern wie Frankensteins Monster aus Leichenteilen, ist das so eine Sache. Mit Cream bewährte sich das Modell einmal für kurze Zeit gegen Ende der sechziger Jahre, wo es sich auch prompt erschöpfte. Oder spricht heute noch jemand von Keith Emerson, Greg Lake und Carl Palmer? Nö, ne? Also Audioslave, mit dem Rumpf von Rage Against The Machine und dem Kopf von Soundgarden, Chris Cornell. Tatsächlich war das Konzert pure Restauration: Wie weiland in den Siebzigern mit Jeans und Muskelhemd fegte Cornell über die Bühne, während die Band ihre Gitarren bearbeitete, wie eben Rage Against The Machine ihre Gitarren bearbeiteten. Eine Band immerhin, die mal als „politisch“ galt und mit ihrem Crossover den zornigen Soundtrack für gutjugendliches Gewissen lieferte. Mit „Light My Way“ eröffnen sie ein Konzert vor ausverkaufter, aber doch eher ruhiger Halle. Erst mal sehen, was die so machen. Und obwohl sich Audioslave tapfer und anständig durch ihr Album spielen, springt kein Funke über. Dort die harten Rockarbeiter, hier das harte Rockpublikum. Laut, kantig, professionell, aber doch eben nur „Business as usual“ , ohne euphorische Höhen oder peinliche Tiefen. Soundgarden-Freunde bekommen die Stimme von Soundgarden, Rage-Fans das übliche Rage-Brett. Ach ja, Audioslave. Nur ein einziges Mal murmelt sich Cornell aus der Routine, als er seinem deutschen Publikum zwischen zwei Songs versichert, dass er gegen den Irak-Krieg sei, den seine verachtungswürdige Regierung da plane. Da sind wir uns ja alle einig und können nun wieder US-amerikanische Rockmusik über Beziehungsstress und Teenage-Angst hören. Unklar bleibt, ob’s dem tendenziell unpolitischen Cornell ein wirkliches Bedürfnis war oder ob er das Statement seinen tendenziell politischen Mitmusikern schuldete. Zumal er bei seiner Fusion mit den drei Ex-Rage-Muckern darauf bestanden haben soll, keine politischen Texte singen zu müssen. Zeilen wie „Show me how to live“ kommen der Sache schon näher, das Repertoire ist abgeklärt, bombastisch, beherrscht. Und nach knapp anderthalb Stunden ist der ganze Spuk vorbei. Nicht Soundgarden, nicht Cream, nicht ELP. Einfach Audioslave, das haben wir heute Abend gelernt. Die sind okay, doch. Aber eine Supergruppe ist etwas anderes. www.audioslave.com