Babel – Von Alejandro Gonzalez Inarritu, USA 2006 :: Jeder hat seine Gründe

Wer die Welt verbessern wolle, müsse einfach nur netter zum Hausmädchen sein, lästerte das führende US-Unterhaltungsmagazin Entertainment Weekly über die Moral von babel, Alejandro Gonzalez Inarritus Abschluss seiner mit amores PERROSund 21 GRAMM begonnenen literarischen Trilogie. Es ist derambitionierteste von drei ambitionierten Filmen, eine Fortführung von Stil, Ton und Stoßrichtung der Vorganger, gemalt auf der denkbar größten Leinwand, gefilmt auf drei Kontinenten und in sechs Sprachen, mit Stars wie Brad Pitt, Cate Blanchett oder Gael Garcia Bernal neben Laiendarstellern. Und natürlich ist die Behauptung von EW falsch. Abgesehen davon, dass die Welt wohl tatsächlich ein besserer Ort wäre, wenn wir den Allgemeinplatz befolgen und unser Gegenüber besser behandeln würden, mag sich BABEL zwar gewichtige globale Themen aufs Banner geschrieben haben, aber Inarritu geht es nicht um naive Antworten auf komplexe Fragen, sondern das Aufzeigen der Komplexität. Als moderne Entsprechung für die Bibelgeschichte vom Turmbau zu Babel, in der Gott die Menschen für ihre Hybris straft, inderh er ihnen verschiedene Sprachen gibt, erzählt Jnarritu von all den verschiedenen Sprachen, Bedürfnissen und der Notwendigkeit von Kommunikation in einer Zeit, in der alles zusammenrückt, ohne sich wirklich näher zu kommen. Jeder hat seine Gründe“, heißt es in Jean Renoirs Meisterwerk die Spielregel, und es fällt nicht schwer, diese Erkenntnis auch in den Mittelpunkt von BABEL zu rücken, in dem ein unbedacht in den Bergen Von Marokko abgefeuerter Schuss zweier Bauernbuben nicht nur Folgen für ihre Familie und ein US-Pärchen auf der Durchreise hat, sondern auch für ein mexikanisches Hausmädchen in L.A. und eine taubstumme Teenagerin in Japan. Wenn Inarritu einen Fehler macht, dann im Bestreben, seine fragmentierten Geschichten nicht nur themarisch, sondern auch inhaltlich zu verknüpfen – als würde sich die Wucht des Gezeigten nur in einer säuberlich geordneten Summe offenbaren. Dabei wären die erzählerischen Kniffe nicht nötig: Seine Bilder sind in ihrer poetischen Wahrheit allemal stärker als bemühtes Erklären der Chaostheorie. Denn Inarritu ist kein Wissenschaftler. Er ist einer der wahren Humanisten des Kinos. Und seine Wut über die Hölle auf Erden, die wir uns selbst erschaffen, ist echt. start: 21.12. Mit Brad Pitt, Cate Blanchett. Gael Garcia Bernal u.a. >» www.tobis.de