Bad Vibes, Britpop And My Part ln lts Downfall von Luke Haines Heineman

Großpolemiker haben es schwer, wenn sie ihr Säurebad über das eigene Metier verkippen, weil sie meist der Vorwurf der Larmoyanz des Zukurzgekommenen trifft („der ist ja bloß sauer, weil xy mehr Awards gekriegt hat als er“). Ebenso hart ist das Leben für Menschen mit einer weit über den Durchschnitt ihrer Genrebranche hinausreichenden Intelligenz – im Bntpop wäre das alles über ungefähr 2,5 Liam. Luke Haines, von der Persönlichkeitsstruktur eine Art Mittelding zwischen Morrissey und Mark E. Smith, wurde mit den Auteurs historisch bedingt eine Randfigur des Britpop (oder, je nach Meinung, sein großes verkanntes Genie), dem er mit Black Box Recorder, Baader-Meinhof und diversen Solowerken längst entwachsen ist. Jetzt kehrt er noch mal dahin zurück, zum 15-Jährigen sozusagen, mit einem autobiografischen Rundumschlag, bei dem Oasis („hirnlose nordenglische Angeber“) und die „gewohnheitsmäßigen Zugaufspringer“ Blur („eine Lehrstunde in Medienkungelei“) ebenso was draufkriegen wie vor allem Radiohead („die abscheulichste aller Erscheinungen, eine Heavy-Rock-Truppe mit Struwwelpeterperücken“) und eigentlich alle irgendwie Beteiligten inklusive Kurt Cobain, weil der bei seinem Abgang vergessen habe, die Tür zuzumachen. Aber Haines ist nicht nur eine brillante, entwaffnend witzige Scharfzunge, er hat vor allem ungeheuer viel zu erzählen von Tourneen, Begegnungen, Niederlagen, Streit- und Schlägereien, von seinen vielen mehr oder weniger und auf unterschiedlichste Weise gescheiterten „Karrieren“ (bei denen es immer um ganz anderes ging als „Erfolg“) und Irrwegen durch eine Musikindustrie, in der für einen wie ihn — leider oder Gott sei Dank – absolut kein passender Platz zu finden ist.

www.lukebaines.co.uk