Über Barclay James Harvest zu schreiben erweist sich immer als zwiespältiges Unternehmen; die hier zelebrierte Über-Harmonie bringt einen ziemlich ins Schleudern. Nichts gegen schöne Musik – aber auf die Dauer wirkt sie ziemlich nervtötend. Wenn sich die Gesänge der romantischen vier aus Manchester zu lange auf ihrem gewohnt-süßlichem Level bewegen, dreht man durch. Zum Glück gibt es darum auf der neuen LP diesmal vereinzelte „Ausbrüche“, die man BJH ehrlichgesagt gar nicht zugetraut hätte. Hier und da mal ein verschleppter Reggae oder ein leichter Funk-Anklang in der Rhythmusgruppe – das sind schon Fortschritte. Auch der Anfang mit „Fantasie: Loving Is Easy“ läßt aufhorchen! Der Synthesizer hebt geradezu ab, und eine lebhafte Gitarre muckt in „Sip Of Wine“ auf. Ansonsten aber sind sie sich alle wieder treu geblieben. Barockes, Theatralisches, Symphonisches, versponnene Passagen, bei denen sphärenhafte Gesangsfetzen ins All schweben, kurz: all das, was die Fans an Barclay James Harvest so lieben, ist natürlich erhalten geblieben. Ein Tip: „Harbour“, der Countrysong mit Eagles/Neil Young-Einflüssen und typischen Stilmitteln unserer musikalischen Schöngeister gehört zu den besten Titeln der LP.