Basquiat
Ein umstrittener Künstler macht einen Film über einen umstrittenen Kollegen. Da ist Skepsis ob des Resultats durchaus angebracht. Doch BASQUIAT, der Erstlingsfilm des international gefeierten Malers und Bildhauers Julian Schnabel, ist weder langweilige Denkmalpflege noch Nestbeschmutzung und auch keine ausschließlich an Fakten orientierte Filmbiographie über den 1988 im Alter von 27 fahren an einer Überdosis Heroin verstorbenen Jean-Michel Basquiat. Schnabel stellt auch nicht die glamouröse Erfolgsgeschichte Basquiats in den Mittelpunkt seines Films, sondern tastet sich behutsam an jenen Menschen heran, der in der New Yorker Kunstschickeria zunehmend seine eigenen Identität und seine wahren Freunde aus den Augen verliert. Bedrückend dokumentiert in einer Szene, in der sich Jean-Michel mit Ex-Freundin Gina (Ciaire Forlani) zu einer Aussprache trifft und dabei so zugedröhnt ist, daß er ihr nicht mal mehr in die Augen sehen kann. Den vom Theater kommenden Basquiat-Darsteller Jeffrey Wright hat Julian Schnabel gleich eine ganze Reihe von hochkarätigen Schauspieler- und Musikerkollegen zur Seite gestellt. Neben Dennis Hopper, Gary Oldman, Willem Dafoe und Christopher Walken kommt Vorzeigeschlampe Courtney Love zum körperlichen Einsatz. David Bowie hingegen nutzt die Rolle des Pop Art-Papstes Andy Warhol, seine eigenen Manierismen mit denen Warhols zu koppeln. Was, gewollt oder ungewollt, einer Karikatur Warhols ziemlich nahe kommt. Warhol ist es aber auch, der überhaupt registriert, daß Basquiats Leben einer beidseitig brennenden Kerze gleicht. Die ganze Tragik seines frühen Todes offenbart sich in Basquiats romantisch verklärten Sicht des Künstlerdaseins, nach der er, wie er glaubt, Talent mit dem Tod bezahlen muß. Basquiats Vorbilder: Jimi Hendrix und Charlie Parker. Julian Schnabel, der aus eigenen Erfahrungen sehr wohl um die Verlogenheit der Kunst-Szene weiß, seziert selbige süffisant anhand blasierter Selbstinszenierungen und absurd zur Schau getragener Eitelkeiten. Trotz bester Zutaten und Absichten läßt der Film einen aber merkwürdig unberührt zurück. Offensichtlich hat sich selbst Julian Schnabel dem schwer zugänglichen Kosmos Jean-Michel Basquiats nur bedingt nähern können.
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