Beady Eye :: Different Gear, Still Speeding

Beady Eye Records/Indigo

Die größte aller Britpop-Bands ohne ihren wichtigsten Mann: Besser als erwartet, aber „wirklich gut“ ist schon noch was anderes.

Auch wenn es als solches wahrgenommen werden wird: Dies ist kein Soloalbum von Liam Gallagher. Das ist gut so, dadurch halten sich zigfach recycelte Selbstvergewisserungen in Grenzen – so wahr sie wie mit der Zeile „I’m the last of a dying breed“ auch sein mögen. Auch allzu viele Kinderreime, die selbst Lenny Kravitz peinlich wären, bleiben uns erspart. Zehennägel aufrollende Ausnahme: „Our love is gonna be alright/ Forever I will be by your side“. Diese Platte ist nicht die spätestens nach dem vorab veröffentlichten Pianorock-Plem-Plem „Bring The Light“ erwartete Totalkatastrophe. Trotz des Titels, den man maximal einer Neubesetzung von Twisted Sister durchgehen lassen würde. Außer „Bring The Light“ ist keins der Lieder hier so miserabel wie Liams Songs auf den letzten vier Platten von Oasis. Kein „Little James“, kein „The Meaning Of Soul“, kein „Better Man“. Und schon sind wir mittendrin in den Vergleichen zum übermächtigen Vorgängermodell. Obwohl Liam natürlich behaupten muss, Beady Eye wären eine ganz andere Liga als Oasis – so grundverschieden können sich die beiden Bands freilich nicht sein. Auch Beady Eye drehen sich hauptsächlich um die Beatles. Ein Song heißt gar „Beatles And Stones“ (mit der Refrainzeile „I’m gonna stand the test of time like Beatles and Stones“ hoppst Liam erneut Giganten auf die Schulter) – ausgerechnet der klingt aber wie „My Generation“ von The Who. „Kill For A Dream“ endet im Oasis-typischen „Hey Jude“-Na-na-na-Chor, die Leadsingle „The Roller“ bedient sich bei „Instant Karma!“ Alles wie gehabt. Ausdrücklich zu loben sind dagegen der streicherlastige Led-Zeppelin-Riffrocker „Four Letter Word“ und – abgeschmackter Titel hin oder her – der maßgeblich von Andy Bell verfasste Gruß an die Hollies, „The Beat Goes On“. Romantiker mögen Verweise auf Liams Verhältnis zu Noel finden: „Life’s too short to not forgive“ heißt es an einer, „So let it be, give it time/ You go your way and I’ll go mine“ an anderer Stelle. Doch wie spannend ist das geschwisterliche Verhältnis denn überhaupt noch? Jeder britische Festivalsommer braucht schließlich eine Britpop-Reunion – und was soll nach The Verve (2008), Blur (2009), The Libertines (2010) und Pulp (2011) schon noch kommen? Zur Jahrzehntmitte stehen die Gallaghers doch ohnehin wieder auf einer Bühne und singen „Because we need each other/ We believe in one another“ (auch wenn zitierter Song angeblich NICHT die brotherly love dokumentiert, ja ja.

Story S. 40