Ben Folds & Nick Hornby :: Lonely Avenue

Nonesuch/Warner

Piano-Pop: Ben Folds vertont Songtexte des Schriftstellers Nick Hornby. Und so klingt das dann auch.

Was hätte das für eine Paarung sein können mit diesen beiden Künstlern? Ben Folds ist berühmt geworden für seine melodietrunkenen, am Piano komponierten Rockhymnen, die immer einen luftigen Musical-Touch haben. Man höre nur noch einmal das lächelnd schwermütige Album THE UNAUTHORIZED BIOGRAPHY OF REINHOLD MESSNER und staune. Nick Hornby wiederum ist berühmt geworden durch seine halb autobiografischen Bücher über Leute, die zu solcher Musik ein mehr als freundschaftliches, ein obsessives Verhältnis haben. Man lese noch einmal den Roman „High Fidelity“ und schmunzle. Überdies kreuzen sich die Wege der beiden Musiker nicht zum ersten Mal: Für Ben Folds‘ tragisch unterschätztes Album mit William „Captain Kirk“ Shatner hatte Nick Hornby Songtexte geliefert. Diesmal sollte es eine ganze Platte sein, wobei der modus operandi recht streng gefasst war: Hornby lieferte die Texte, die Folds anschließend im Studio zu LONELY AVENUE vertonte. Das Ergebnis klingt nun wie ein klassisches, melodiös nicht eben überinspiriertes Ben-Folds-Album, zusätzlich angedickt mit allzu vielen Streichern und vorwitzigem Triangel-Gebimmel. Nichts gegen Nick Hornbys Talent, das in der verdichteten Kolportage alltäglicher Schicksale liegt. „Claire’s Ninth“ erzählt ziemlich herzzerreißend vom Geburtstag eines kleinen Mädchens, den es in frostiger Atmosphäre mit seinen geschiedenen Eltern verbringen muss; von Ben Folds solide in Moll gehalten. Oder der Song „From Above“, worin das erlösungslose Aneinander-Vorbeitreiben zweier eigentlich füreinander bestimmter Menschen beschrieben wird; von Folds in flotter Traurigkeit wegerzählt. Das Problem ist, dass Nick Hornbys lapidar-konkrete Erzählweise sich nicht sonderlich von Ben Folds‘ eigenen Liedtexten unterscheidet. LONELY AVENUE klingt durchwegs süffig, harmonisch, radiotauglich, und enttäuscht dennoch. Weil es nicht so experimentell geraten ist, wie es hätte geraten müssen. Hier klingt, seltsamerweise, das Ergebnis nach weniger als der Summe der einzelnen Teile.

Arno Frank

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