Beth Orton :: Sugaring Season

Anti/Indigo

Nach sechs Jahren Pause kommt die englische Folk-Sängerin mit einem akustischen Album der Extraklasse zurück.

Es war schon immer schwer, keine Schwäche für Beth Orton zu haben. Früher lag das daran, dass sie sich als Folk-Sängerin traute, einen anderen Weg zu gehen, indem sie die Beats aus der elektronischen Musik als Fundament für ihre Songs nutzte. Heute macht Beth Orton das nicht mehr, aber das ist kein Grund zur Kritik. Sechs Jahre sind seit ihrem letzten Album vergangen. In der Zwischenzeit hatte sie schöne Erlebnisse (zwei Kinder, eine Eheschließung) und weniger angenehme (Selbstzweifel, Ende des Vertrags mit der EMI) zu verarbeiten. Sie traf Bert Jansch vor dessen Tod, verbesserte mit ihm ihr Gitarrenspiel und ließ sich von ihrem guten Freund Tom Rowlands von den Chemical Brothers neue Musik-Software erklären. Jetzt vollzieht sie ihre Rückkehr ohne auch nur einen Hauch von Aufregung. Akustische Instrumente geben den Ton an, die Stimmung ist vorwiegend herbstlich und die Begleitmusiker (Marc Ribot, Jazz-Drummer Brian Blade) ordnen sich unter. An sich ist das keine spektakuläre Konstellation, sie unterscheidet sich nicht großartig von der jüngerer Vertreterinnen des Folk-Revivals wie Laura Marling. Aber sie sorgt für viele Momente, in denen man ergriffen zuhört. Zum Beispiel dann, wenn Orton einen leichten Soul-Anfall bekommt, der an die frühe Roberta Flack erinnert. Wenn Pianoakkorde im Walzerrhythmus tänzeln. Oder dann, wenn der Groove etwas mehr betont wird, eine Orgel pfeift und etwas Country-Swing gewahr wird. Dann merkt man, dass man nicht anders kann. Man muss sich – verdammt noch mal – schon wieder eine Schwäche für Beth Orton eingestehen.

Key Tracks: „Something More Beautiful“, „Call Me The Breeze, „Last Leaves Of Autumn“