Bobo & The London Session Orchestra – Glow
Raus aus den weißen Holzhäusern, hinein in die Klassiktempel dieser Welt. Nach Folkpop und songorientierter Elektronik nun also schwermütige Streicherelegien: Nein, leicht macht es Bobo ihrem Anhang nicht. Aber die Auseinandersetzung mit dem neuen Album der Berlinerin, ist eine durchaus lohnende Sache. Vorausgesetzt, man ist bereit, Popsongs in orchestralem Gewand zu goutieren. GLOW verzichtet nämlich völlig auf das übliche Rockinstrumentarium. Bass, Gitarren, Schlagzeug etc.? Keine Spur. Samples? Nein danke. Statt dessen umschmeicheln zurückhaltend bis brüchig arrangierte Streicher und Bläser Bobos Stimme, die in diesem ungewöhnlichen Kontext ungeahnte Facetten offenbart. In einer Sekunde fühlt man sich an die Atmosphäre von Kurt Weill-Songs erinnert, in der nächsten an die Schwermütigkeit von Gustav Mahler-Liedern. Bobo hat gemeinsam mit Dirigent Wil Malone sechs ihrer eigenen Stücke umgearbeitet, darunter Perlen wie ‚Cosmic Ceiling‘, ‚Yellow Moon‘ oder ‚Passing Strangers‘. Dazu werden extrem gelungene Coverversionen von Antonio Carlos Jobims ‚How Insensitive‘, Ryuichi Sakamotos ‚Forbidden Colours‘ und – man höre und staune Soundgardens ‚Black Hole Sun‘ gereicht. Daß das 40-Minuten-Programm ab und an Längen aufweist, sei der mutigen Künstlerin verziehen. Immerhin ist ihr ein feines Album gelungen, zu dem man trefflich seine Novemberdepressionen ausleben kann. Bobo ist drauf und dran, die deutsche Björk zu werden. GLOW muß nicht jeder haben. Aber jeder, der es hat, wird es gern haben.
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