Botanica – With All Seven Fingers

Lässig schütteln die Dandies ihre vierzehn düster-poetischen Dröhnungen aus dem Ärmel. Als gemeinsames Merkmal verbreiten die Cabaret-Rocksongs ihres zweiten Albums den morbiden Charme snobistischer Intellektueller, die die herrschenden Zustände gründlich satt haben. Bandboss und Sänger Paul Walltisch ist ein Globetrotter, der auf der ganzen Welt gespielt hat. Seine Vorlieben für Idole, in denen er verwandte Seelen vermutet, hat all das nicht verändert. Anleihen bei Rock-Aristokraten wie Nick Cave, Tom Waits. Leonard Cohen, Bryan Ferry. Lou Reed und David Bowie werden geradezu genüsslich zelebriert. Theatralisch badet das amerikanische Quartett in seinen Neurosen und Depressionen, für strebsame Normalbürger bleibt da kaum mehr als Verachtung. Wallfischs Lyrik behandelt die „großen Kämpfe“, wie er schreibt: „Religion. Schönheit. Tod, Kunst. Magie und das Bewusstsein der Zeit. Wenn wir realisierten, wie unwichtig wir sind, würden wir mehr Spaß haben, Dinge zu erschaffen, die Bestand haben.“ Das ist Musik für bittersüße Wiener Kaffeehaus-Poeten, die ihren Suizid jeden Tag aufs Neue planen und verschieben.