Bottom 12 – Songs For The Disgruntled Postman

Das Saxophon im Rock feiert ein schleichendes Revival. Nach dem durchweg salonfähigen, biederen und vor allem inflationären Gebrauch des güldenen Horns durch die Style Councils, Bowies und Sade-Backingbands der frühen 80er verkam das edle Instrument schließlich zur obligatorischen Soundfarbe auf den Großbühnen der Rockgrößen. Mit Bands wie Morphine, Dog Eat Dog, Schweisser oder The Mighty Mighty Bosstones kehrt das Saxophon nun jedoch wieder in die Hände innovativer, roher Kräfte zurück. Bottom 12 aus Los Angeles wären ohne Sax kaum mehr als ein gewöhnlich druckvolles, trocken groovendes Hardcore-Orchester unter den Fittichen Greg Gaffins (Bad Religion), der dem kalifornischen Septett eine ordentlich breite Produktion angedeihen läßt, ihnen aber kaum die Austauschbarkeit zu nehmen in der Lage ist. Das tun dafür Saxophon und Trompete, die sich — obwohl ganz naturbelassener, melodieträchtiger, pflichtbewußter Bläsersatz — in ihrem brachialen, tosenden Umfeld eine Selbstverständlichkeit erkämpft haben, die unmißverständlich klarmacht: SONGS FOR THE DISGRUNTLED… ist das glatte Gegenteil von gewinnbringend konstruiertem Zwangscrossover — und Johnny B ist kein Sänger, sondern ein Kampfhund.