Boymerang – Balance Of the Force

Die Drum ’n‘ Bass-Welt wartet. Wohl werden jeden Tag Platten veröffentlicht, die innerhalb der immer weiter gesteckten Klammer zwischen jazzy-loungy Soundtracks und tiefschwarzer Brutalität Verfeinerungen beschreiten,gleichzeitig ist der Gedanke an das „nächste Ding“ omnipräsent. Dark- oder Techstep, das betont bösartige Material der letzten Zeit, konnte zwar durch Kompromißlosigkeit schockieren, die letzten Endes auf ein PopMoment zielende Hoffnung aber natürlich nicht einlösen. Da kam ein gekonnt zwischen den Stühlen sitzender Ansatz wie gerufen. „Still“ hieß das Stück, das Ende letzten Jahres auf dem Label des Szene-Gurus Grooverider erschien und ob seiner neuartigen Klänge Erstaunen und Begeisterung hervorrief. Eine Mischung aus relativ geraden, betont scharfkantigen Beats, wenigen, gezielt gesetzten Breaks und tiefsten Bässen, gebunden durch minimalistische Dramatik erreichte, was die Hardliner von No U-Turn nicht konnten/wollten: Härte tanzbar zu machen. Denn Boymerang hat, ob offensichtlich oder zwischen den Tönen, Soul. Boymerang ist die künstlerische Identität des Mittzwanzigers Graham Sutton, der bis vor drei Jahren in einer Indie-Rockband namens „Bark Psychosis“ spielte. Boymerang überschreitet unnötige Grenzen und wirft neue Sound- und Strukturideen in den Topf. Hier findet die getragene Blue Hour-Stimmung ihren Platz neben pointierter Kraft, Posaunen und Polyrythmik. Und es ist erst der Anfang: derzeit arbeitet Sutton mit dem früheren Talk Talk-Schlagzeuger Lee Hollis und Sonic Youth-Mastermind Thurston Moore an neuen Visionen. Da ist sie zu riechen, die Zukunft.