Brad Mehldau :: Highway Rider

Nonesuch/Warner

Der angesagteste Jazzpianist der letzten 15 Jahre mit einem genre-sprengenden Doppelalbum.

Dank seiner Albenserie unter dem Rubrum The Art Of The Trio ist der Amerikaner Brad Mehldau in den neunziger und nuller Jahren als eine Art neuer Bill Evans gehandelt worden. Seit einiger Zeit bricht der Pianist mit dem Faible für Radiohead-Kompositionen häufiger aus dem Trio-Format aus. Highway Rider stellt das bisher ambitionierteste Unterfangen in dieser Hinsicht dar: Auf zwei CDs, in 15 Stücken mit über 100 Minuten Spielzeit stellt Mehldau ein Streichquartett neben eine Jazzband um Saxofonstar Joshua Redman. Was zwangsläufig Folgen hat: Im Gegensatz zu seinen hymnischen Trioplatten ist hier vieles auskomponiert, die Improvisation tritt in den Hintergrund, Mehldau streckt seine Fühler gleich in zwei Richtungen über die Grenzen des Jazz hinaus: in die europäische Konzertmusik und in den Rock, was sich in der Arbeit der beiden Drummer Matt Chamberlain und Jeff Ballard ausdrückt, die alles Mögliche, vom tänzelnden 6/8 bis zu Drum’n’Bass-artigen Loops, aber praktisch nie einen herkömmlichen Swing-Groove spielen. Konsequent, dass sich Mehldau keinen Jazzproduzenten holte, sondern Jon Brion (Rufus Wain-wright, David Byrne, Eels). Mitunter sind die Stücke suitenhaft angelegt, mit überraschenden Wendungen. Sie können auch mal neutönerische Züge annehmen, wie im finalen Crescendo von „Now You Must Climb Alone“. Geblieben sind Mehldaus pianistische Eleganz und Liebe zum lyrischen Schönklang. Ein Opus Magnum, durchaus nicht nur in quantitativer Hinsicht.

www.bradmehldau.com