Broken Bells

Broken Bells

19. März 2010 Sony Music

Die Platte des Monats im März 2010: Broken Bells - Broken Bells.

Eigentlich müssten wir immer noch bewundernd vor den Lautsprechern knien, hemmungslos die Schönheit von DARK NIGHT OF THE SOUL bewundern. Mit diesem Wonnebringer haben sich Danger Mouse und Mark Linkous von Sparklehorse im vergangenen Jahr selbst übertroffen. Die beiden haben mal eben eine Kollektion aus dem Boden gestampft, an der eine All-Star-Besetzung inkl. Iggy Pop, Suzanne Vega, Wayne Coyne und David Lynch beteiligt ist. Alles passte perfekt, nur die Plattenfirma spielte nicht mit. Sie sieht sich bis heute außerstande, das gute Stück offiziell zu veröffentlichen. Aber man muss auch das Positive daran sehen. Immerhin hatten während der Produktion zwei Herren Gelegenheit, ihre Freundschaft zu vertiefen. „Insane Lullaby“ heißt der Track, in dem James Mercer mit verträumter Stimme und Danger Mouse mit elektronischen Störgeräuschen brillieren. Da blitzte sie auf, die gute Popmusik, die mit Fantasie gemacht ist.Zum Glück blieb es nicht bloß eine Episode. Weil alles so gut geklappt hat, arbeitet das Duo nun unter Namen Broken Bells zusammen. Danger Mouse steuert Beats, analoge Orgel- oder Synthesizerklänge und andere Grundierungen bei, auf denen sich Mercer als Sänger und Gitarrist ausbreiten kann. Beide spielen alle Instrumente und harmonieren wie ein Paar, das sich gesucht und gefunden hat. Einzig für die Streicherarrangements wurde der Komponist Daniele Luppi engagiert. Mit seinem Beitrag zu „Mongrel Heart“ beweist der Italiener, wie sorgfältig er die Soundtracks seines Landsmanns Ennio Morricone studiert hat. Der Sound der Sixties spielt auf BROKEN BELLS eine große Rolle, was sicher am Einfluss Mercers liegt, der sich schon bei The Shins kräftig bei den Schätzen aus dieser Dekade bedient hat. Es überrascht also nicht, wenn sich durch „Vaporize“ federleichter Westcoast-Sound zieht und durch „Your Head Is On Fire“ Spuren der Beach Boys. Wenn Danger Mouse ins Spiel kommt, läuft der Groove so geschmiert wie bei Gnarls Barkley („The Ghost Inside“). Aus „Trap Doors“ hört man Echos von Tears For Fears. Das war es dann schon, was einfach zu entschlüsselnde Zitate betrifft. Die sind Broken Bells viel zu banal. Die zehn Songs sind kompakt gehalten, aber trotzdem bauen Danger Mouse und Mercer Breaks ein, wo sie nur können. Nie ist man sich sicher, was als Nächstes passiert, ständig wird man in andere Sphären verfrachtet. Dem Vernehmen nach soll es von Broken Bells schon bald mehr geben, ein zweites Album sei schon in der Mache. Ob es wirklich erscheinen wird, bleibt abzuwarten. Danger Mouse ist untreuer als ein Golfer, ständig überrascht er mit einer neuen Liaison. Aber die Chancen stehen gut, dass es weitergeht. Mercer will nicht mehr mit The Shins weitermachen, der Druck auf die Band hätte ihm zuletzt nur noch die Luft genommen. Auch Danger Mouse wolle keineswegs sein Leben lang nur wie am Fließband produzieren. Dieses Album beweist wieder einmal, dass dieser Mann ein maßgeblicher Gestalter im Pop der Gegenwart ist. Ein großer Künstler. Broken Bells erscheint am 5. März 2010.