Bryan Ferry :: Olympia

Virgin/EMI

Pop: Alter Held lässt seine Lieder im Mainstream-Sumpf der Achtziger und Neunziger versinken.

Für die Bejubler von musikalischen Events (hier: alter Held aus den Siebzigern bringt ein neues Album heraus) ist diese Platte wahrscheinlich ein Fest. Obwohl OLYMPIA wieder einmal kein schlechtes, allerdings ein stinklangweiliges Bryan-Ferry-Album geworden ist. Es ist festgefahren in einem Mainstream-Sound, der irgendwann Ende der Achtziger bis Anfang der Neunziger als „modern“ galt. Das lässt sich schon wunderbar anhand des Openers „You Can Dance“ erläutern. Bryan Ferry gab die Gesangsspur im Jahr 2009 an DJ Hell, der daraus den internationalen Clubhit „U Can Dance“ gemacht hat. Anfang 2010 erschien die Single, ein verführerisch funkelnder Neo-Disco-Track, auf dessen minimalistisch genährtem Soundkörper kein Gramm Fett zuviel war. Klar irgendwie, dass Ferry gerade mit diesem Song sein 13. Soloalbum eröffnet, aber nicht in der Hell-Fassung, sondern in der ich-habe-schon-in-den-90ern-meine-Songs-mit-164-vollgestopften-Aufnahmespuren-ruinieren-lassen-Version. Gefühlte 15 Gitarren heulen und licken und jaulen die Stereobasis rauf und runter und füllen jedes noch so kleine Soundloch, so dass der beste Song unidentifiziert bleibt, um anschließend grausam getötet zu werden. Das ist durchaus kennzeichnend für die zehn Songs – acht Eigenkompositionen und zwei Coverversionen, Tim Buckleys „Song To The Siren“ und „No Face, No Name, No Number“ von Traffic – auf diesem Album. Die sind vielleicht gar nicht so schlecht, nur hört man das nicht zwischen all dem Kleister aus Heulbojen-Gitarren, Waber-Keyboards und Percussions. Gastmusiker wie Phil Manzanera, Andy Mackay und Brian Eno (das entspricht immerhin zwei Dritteln der Roxy-Music-Urbesetzung), Radioheads Jonny Greenwood, Groove Armada, Scissor Sisters, David Gilmour und noch ein paar andere haben das nicht verhindern können oder wollen. Und das Covermodel Kate Moss schon gar nicht.

www.bryanferry.com

„Fotoalbum“ S. 16