Buchtip
Geschafft! Spätestens der Einzug in Wochenend-Feuilletons und Literaturseminare hat klargestellt, daß dem bedeutenden US-Crimewriter die „kulturellen“ Weihen nun auch hierzulande nicht länger verweigert werden sollen. In seiner Heimat wurde die schnörkellose Prosa von DASHIELL HAMMETT schon zu Lebzeiten mit dem (Macho-)Werk Hemingways verglichen.
Mit Romanen wie „Bluternte“, „Der Malteser Falke“ (unvergessen die Verfilmung von John Huston mit Bogart und Peter Lorre) oder „Der Gläserne Schlüssel“ hatte der Mann aus Maryland, vorher selbst jahrelang als Detektiv tätig und mit Kurzgeschichten für Monatsmagazine („Pulps“) wie „The Black Mask“ zu bescheidenem Erfolg gelangt, dem Genre der hard boiled-Detektivgeschichte stilistisch und inhaltlich neue Wege aufgezeigt —- der Ruf nach Hollywood ließ nicht lange auf sich warten. Dort allerdings profilierte sich Hämmert eher als trinkfester Partyhengst mit exzessivem Lebenswandel: Die Filmarbeit langweilte ihn, mit dem Kriminalroman war er ohnehin fertig; Motive und Handlungsstrukturen schienen ausgereizt.
Statt dessen machte Hammett gegen den Faschismus in Deutschland Front, trat als Freiwilliger in die US-Army ein und engagierte sich nach dem Krieg in Bürgerrechts- und Schriftsteller-Organisationen. Der „Dank“: Jahrelange Observation durch das FBI. Verhöre vor dem Senatsausschuß für „unamerikanische Umtriebe“, schließlich, wegen „Mißachtung des Gerichts“, sogar sechs Monate Gefängnis.
Als literarischer Förderer, unnachsichtig in seiner Anteilnahme und Kritik, ebnet er seiner Lebensgefährtin Lillian Hellman den Weg zu ihrer Karriere als Theaterautorin. Hammetts eigene Versuche, einen neuen Roman zu schreiben, scheitern meist schon nach wenigen Seiten. In den letzten Jahren vor seinem Tod im Januar 1961 ist er ein gebrochener Mann — illusionslos, schwerkrank, von der schmerzlichen Erkenntnis gezeichnet, daß er unfähig ist zu schreiben.
William F. Nolan präsentiert eine solide, gut lesbare Mischung aus mildem Hollywood-/Literaten-Klatsch, nüchterner Chronologie und authentizitätsgläubiger Werkanalyse. Erfreulich für eine Veröffentlichung dieser Preisklasse: Der sorgfältig aufbereitete S/W-Bild/Dokumentationsteil in der Buchmitte. (Ullstein, DM9.80) Weiterhin empfehlenswert: „Eine Überdosis Liebe“ von Thommie Bayer. Gelungenes Romandebüt des Songschreibers mit leicht autobiographischen Zügen. Souverän und locker steckt Bayer im Koordinatensystem Beziehungskiste(n)—68er-Illusionen -— Musik-Biz die Fluchtpunkte ab. (Rowohlt, DM 7,90) Nicht empfehlenswert: „Selbstredend …“ von Siegfried Schmidt-Joos/ Kathrin Brigl. Schmidt-Joos publiziert über die Maßen. Bieder selbstgefällig schon das Vorwort, dann gähnende Langeweile auf satten 250 Seiten, angefüllt mit langatmigen Interview-Porträts der hiesigen „Liedermacher-Zunft. (Rowohlt, DM 9,80)
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