Cabaret Voltaire :: Johnny Yesno Redux

Mute/Good To Go

„Nacherzählung“ eines Film-noir-Klassikers aus dem Sheffield der frühen 80er-Jahre in Sound und Bild – Musik mitten auf dem Weg von Industrial zu kalten Funkgrooves

Anfang der 80er-Jahre standen Richard H. Kirk und Stephen Mallinder mit ein paar kalten Funkgrooves kurz im Abseits. Was aus der Distanz wie der künstlerische Ausverkauf einer der besten Industrial- und Noise-Bands der Punk-Ära ausgesehen haben mag, war der Blick in eine neue Epoche, die später den Namen „Techno“ tragen sollte. Johnny Yesno gilt heute als das Cabaret-Voltaire-Album, auf dem der Schritt von den paranoiden Sound-Collagen zur Reduktion auf das Rhythmus-Skelett angedeutet wird. Am Horizont eine Idee von Dancefloor. Die Tracks der Engländer funktionierten als Counterpart zu der halluzinogenen Bilderflut, die Regisseur Peter Care in seinem Film noir produzierte; eine Expedition in die Albtraumregionen seiner Heimatstadt Sheffield, personalisiert von Antiheld Johnny. Das jetzt veröffentlichte Box-Set Johnny Yesno Redux enthält eine DVD mit eben diesem Film, einer aktuellen, auf Los Angeles projizierten Nacherzählung und zwei CDs mit Songs, die Richard H. Kirk für die Redux-Variante ebenfalls neu gemixt hat. Dabei ist eine phasenweise schwer nachvollziehbare musikalische Neuerzählung entstanden, bei der Konturen geschärft, Beats befestigt und Sounds konkretisiert wurden. Ob das alles so sein muss? Erst einmal sollte man das Original SEHEN und (die Tracks vielleicht auch für sich) HÖREN (dafür hat man ja DVD-MP3-Wandler), und dann mit Johnny Yesno den Weg in eine gespaltene Realität antreten, zwischen den Zeiten und Orten.