Carbon/Silicon – The last post

Mick Jones und Tony james kennen sich aus Sandkastenpunktagen. Bevor Jones zur Gitarrenführungskraft bei Clash (und später zum Big-Audio-Dynamite-Chef) wurde und James der Generation X (und später Sigue Sigue Sputnik) seinen Bass aufdrückte, delirierten sie in einer grauenhaften Präpunkcombo namens London SS, die es glücklicherweise nie über ein paar Demos hinausbrachte. Das war 1975. Als Doppelspitze Carbon/Silicon veröffentlichen die beiden Veteranen, begleitet von Leo Williams(Dreadzone)und Dominic Greensmith(Reef), jetzt ihr erstes gemeinsames Album: ein Back-to-basics-Fest aus der Mitgrölklasse von ’77, eine Kollektion durchaus charmant aufgaloppierender Punk-Schlager mit vereinzelten Beats aus der Dose und schlicht gestrickten Anti-Kriegs-und „What The Fuck“-Refrains. Sogar ihre eigene Nationalhymne haben sie mitgebracht. Alles in allem hört sich the last post aber immer noch besser als der Großteil dessen an, was die Pistols, die Buzzcocks und (zuletzt) die Undertones in ihren gichtigen Neuauflagen so auf Bühne oder Platte gebracht haben. the last post ist auch hörbar Mick Jones’Verstrickung in die jüngere Britrockgeschichte geschuldet, 2002 produzierte Jones das Debüt der Libertines, 2005 Pete Dohertys Verwandlung zum Babyshamble. Die Herren Carbon/Silicon nehmen jetzt etwa die Rolle der älteren Brüder der Libertines ein, die gerne einmal zeigen wollen, was sie draufhaben, und dass diese Männer sich von einem Bündel Clash-Harmonien ernähren, überrascht auch nicht wirklich. Vielleicht ist das hier aber auch nur eine Variation einer Robyn-Hitchcock- oder John-Watts-Platte, so aufreizend britisch ist sie.Jones und James haben im reifen Pop-Alter jedenfalls den Tonfall gefunden, mit dem man all die Unbill in dieser Welt kommentieren kann: „Good morning here’s the news and all of it is good/Good evening here’s the news/and all of it is good/And the weather’s good“ Erwachsenenbildung aus der Punk-Schule. Nichts ist unmöglich.

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