Caribou – Swim :: VÖ: 16.4.
Der Vergleich darf jetzt einen Moment irritieren: Was beim unseligen Berti Vogts (als Teamchef der deutschen Fußballnationalmannschaft) die Mannschaft war, ist beim seligen Dan Snaith (als Caribou) die Produktion. Die Produktion ist der Star. Auf dem neuen Album SWIM lässt der Kanadier seine Begabungen als Sänger und Songwriter, als Arrangeur und Komponist, als Multiinstrumentalist und schließlich als Vordenker eines psychedelischen Dancefloors zu etwas Größerem, Erheblicherem kumulieren, das, Sie haben es ahnen können, mehr als die Summe seiner Teile ausmacht. Anders ausgedrückt: Das „Wie?“ überragt das „Was?“ – in seiner großzügigen, alle Sinne anregenden Produktion transzendiert Caribou das, was wir Track nennen. Stimmen fließen in den Mix und wieder hinaus, Gongs und Flöten verschwinden in digitalen Mustern auf psychedelischen Soundtapeten, die von Killer-Bässen weggerollt werden. Die Tanzmusik, die aus dem Wasser kommt, so könnte man Dan Snaith frei übersetzen: Der mit Kohlensäure aufgesprudelte Gesang in „Kaili“, der sich mit technoiden Strömen zu einem klebrigen Beat-Sirup verbindet. Dance? Pop? Psych? Ein Ziel ist nicht so recht in Hörweite, aber die Bewegung, die Dynamik, die alles mitreißt, stimmt. Etwa im sechsminütigen Blechdiskotrack „Hannibal“, der knietief in einem Hörnermatsch watet, ohne steckenzubleiben, das muss man erstmal hinkriegen. Vom genialen Cellisten Arthur Russell (1951-1992) wird gesagt, dass er sein Discogesamtkunstwerk nie hat vollenden können. Dan Snaith macht sich mit dem finalen elektronischen Singspiel „Jamelia“ auf, Russells Arbeit in die Gegenwart zu verlängern. Der Vergleich muss jetzt nicht irritieren.
Artverwandtes: Discovery – LP (2009), Dan Deacon – Bromt (2009)
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