Cat Power
Moon Pix
Es gibt Leute, die halten Schwermut in solch hohen Dosen wie von Cat Power serviert für bedenklich. Sie wittern in den amourösen Verzweiflungstaten von Cat Power die jüngsten Auswüchse der Dark Wave, also ein Ärgernis. Chan Marshall alias Cat Power weiß es besser. Die Weltenbummlerin aus dem amerikanischen Süden gehört zu den beneidenswerten Künstlern, die aus den lyrischen Kerkern ihrer Songs mit einem Vitaminschub hochfahren, lebenstüchtig, energisch, eigenwillig. Wenn die Welt schon so schlecht ist, helfen eben nur gute Songs.Und davon hat Chan Marshall genügend auf ihrem vierten Album MOON PIX versammelt. Bei den Aufnahmen in Australien wurde sie unterstützt von den Dirty-Three-Musikern Mick Turner (Gitarre) und Jim White (Drums), die die Songs mit wenigen Akkorden und Beats in einen Schwebezustand befördern, den nur die nüchterne, quälende Poesie Marshalls bisweilen ins Wanken bringt. Zugegeben, MOON PIX ist grau, aber das Spektrum der Schwarzweiß-Tone weiß Catpower wie kaum eine andere lyrisch auszuloten. Auch ein Traditional wie „Moonshiner“, das Chan Marshall auf einem Bob Dylan-Bootleg entdeckt hat, reiht sich nahtlos in die mollgetönte Melancholie ein. Aber Obacht: Vor Harmoniesprüngen und Tempowechseln ist man bei Cat Power deshalb noch lange nicht sicher.