Catatonia – Way Beyond Blue

Welch glückseliger Moment, sich die Nase an einer angelaufenen Fensterscheibe plattzudrücken, um den Briefträger schon von weitem mit dem ersehnten Umschlag in der Hand zu erspähen. Glückshormone schwirren durch die Zellen, das Herz klopft den Körper wohlig warm – und das, obwohl man genau weiß, was im Briefkasten landen wird. Schließlich purzelt sie unbekümmert heraus, die sehnsüchtigt erwartete erste Platte der fünf Waliser namens Catatoma. Aus das Harren um weitere Lieder im Zeichen der BLEED-EP, die versprach, was WAY BEYOND BLUE hält: knospenpraller Britpop. Wiedererkennungswert inklusive. Daß die Briten dem eklektischen Tun zugetan sind, ist kein Geheimnis. Auch Catatonia verschmähen nichts Schonmalgehörtes, aber wer sein Spiel so wunderbar betreibt, dem sei verziehen. Cerys Matthews lieblich-herber Gesang reiht sich zwischen Elasticas Justine, Björk und Kim Wilde ein. Die Songs verfolgen die hinterlassenen Hype-Spuren britischer Musikzeitschriften. ‚Infantile‘ ist so pathetisch-pompös wie es sonst nur Divine Comedy hinkriegen, der Titelsong könnte auch aus den Federn der Melancholie-Meister The Verve sein. ‚Painful‘ wird Pulps Jarvis Cocker in Verzückung geraten lassen. Supergrass tanzen zu ‚Bleed‘ ab und Blur müssten eigentlich das Urheberrecht bei ‚For Tinkerbell‘ geltend machen. Easy Listening, Pop und Psychedelic Wave, produziert von Stephen Street (The Smiths) – wie könnte dabei auch etwas anderes als das schrecklich Schöne herauskommen.