CD- Platten

Die Pop-Kapelle um Meister Sting, auch besser bekannt unter dem Namen Police, ist nun endgültig gut für die Aufnahme ins Guinness-Buch der Weltrekorde. Unter allen Komponisten, Instrumentalisten, Sängern usw. sind sie nämlich egal ob Rock, Jazz oder Klassik die ersten, deren gesammelte Werke komplett auf CompactDisc vorliegen. Nach GHOST IN THE MACHINE und SYNCHRONICITY erschien jetzt auch ZENYATTA MONDATTA (A & M CDA 64831), und die ersten beiden LPs OUTLANDOS D’AMOUR (CD-4753) und REGATTA DE BLANC (CD-4792) importierte sofort der Berliner CD-Spezialist „L & P“, noch bevor sie hierzulande offiziell erschienen.

Der CBS-Konzern und die von ihm vertriebene Firma A & M warten nicht mit ihrer CD-Generaloffensive, bis im September ’84 das eigene Preßwerk in den USA steht, sondern lassen derzeit so flott wie möglich jegliches Bestseller-Produkt in den japanischen Fabriken von Denon und Matsushita, Sanyo und CBS/Sony lohnpressen.

So ist Joan Armatradings „Best of“-Kopplung TRACK RECORD (A & M CD-4987) dort schon genauso auf dem Silber-Scheibchen verfügbar wie die beiden Cat Stevens-Platten TEA FOR THE TILLERMAN (A & M CD-4280) und GREATEST HITS (A & M CD-4519), die wegen ihrer exzellenten Aufnahmequalität jahrelang immer wieder in audiophilen Pressungen angeboten worden waren.

Auch der Boz Scaggs-Millionenseller SILK DEGREES (CBS/Sony 35DP20) und das 1973 von Paul McCartney produzierte BAND ON THE RUN (Columbia CK 36 482) ist schon über den Berliner Importspezialisten zu beziehen, nicht zu vergessen Joe Jacksons LOOK SHARP! (A & M CD-3187), die auf CD halt doch um einiges besser klingt als auf schwarzer Scheibe.

Das ist, um ehrlich zu sein, längst nicht immer die Regel. Als typisches Beispiel dafür sei nur BOB DYLANS GREATEST HITS (CBS CK 9463) genannt, eine bei uns in dieser Form nie erschienene US-Kopplung, bei der man die Bänder technisch leider nicht so aufbereitete, daß man der Klangqualität ein wenig nachgeholfen hätte. „Like A Rolling Stone“, „Mr. Tambourine Man“, „Positively 4th Street“ und andere Titel klingen da teilweise noch schlechter als auf den vorliegenden LP-Überspielungen, und das vermutlich auch deswegen, weil man zu faul war, die einzelnen Titel von den Original-Bändern neu zu transferieren. Anstatt den eigenen Geiz zu demonstrieren, hätte man beim angeblich (!) vorgenommenen Digital-Mastering auch durch Entzerrung Klangverbesserungen vornehmen sollen. Sinnvoller wäre sowieso gewesen, stattdessen einen Dylan-Klassiker wie BLONDE ON BLONDE auf CD zu bringen. Trotz Spieldauer von 72 Minuten und 47 Sekunden hätte man das Doppelalbum ganz knapp auf einer CD unterbringen können, denn die maximale Spielzeit pro Seite liegt laut Behauptung von System-Erfinder Philips ja immerhin bei 74 Minuten.

Da grenzt es schon an Beutelschneiderei, wenn man Doppel-LPs unbedingt auch als Doppel-CDs veröffentlicht, in Fällen wie dem gerade veröffentlichten CBS-Debüt von Andreas Vollenweider (BEHIND THE GARDENS CDCBS 85545) aber auf ganze 30 Minuten und 36 Sekunden Spielzeit kommt, also mehr als 40 Minuten Speicherkapazität ungenutzt läßt! Der Vollenweider-Bestseller ist zwar – genauso wie das Nachfolgewerk CA-VERNA MAGICA (CDCBS 25265) in Sachen Klangqualität ein regelrechter „Ohrenschmaus“, aber die knapp 34 Minuten, die er bei CAVERNA MAGICA dauert, hätte man mühelos auf ein und derselben CD zusätzlich pressen können.

Was die CD-Veröffentlichungspolitik angeht, so arbeiten die deutschen Firmen noch nach strikter Bestseller-Strategie. Ausnahmen wie das Laurie Anderson-Debüt BIG SCIENCE (Warner Bros. 257 002), auch auf CD natürlich ein mindestens so faszinierendes Hörerlebnis, bestätigen nur die Regel.

Die Amerikaner sind da schon etwas mutiger und bringen auch Elvis Costello, Devo und Wynton Marsalis-Aufnahmen auf Compact-Disc raus. Milder Wahnsinn muß allerdings die Arista-Leute in Amerika gepackt haben, Laut Information von Wolfgang Breuer, CD-Koordinator bei der Ariola, wollen sie in Kürze TERRAPIN STATION von den Grateful Dead in einer Startauflage von 15000 Exemplaren veröffentlichen. Da blieben mit ziemlicher Sicherheit mehr als 10000 als Ladenhüter liegen – es sei denn, Jerry Garcia könnte Michael Jackson dazu animieren, für die CD einen zusätzlichen Titel mit ihm im Duett aufzunehmen.

Zu den empfehlenswerteren Neuveröffentlichungen der letzten Wochen gehören die GREATEST HITS der Little River Band (Capitol CDP 7 46021-2), CUTS LIKE A KNIFE von Bryan Adams (A & M CD-4919, im Import von „L&P“ in Berlin) und Carly Simons HELLO BIG MAN (Warner Bros. 9 23886-2). Was Thomas Witbrandt mit Antonio Vivaldi anstellte (THE ELECTRIC V. Mercury 818 147-2Q), dürfte eher jene Sound-Freaks interessieren, die Klassik-Rock in ausgetüftelter Klangtechnik hören möchten.

Und wenn’s denn unbedingt sein muß: Duran Durans SEVEN AND THE RAGGED TIGER (EMI 7 46015-2) ist nun ohne Knistern und Knacker auch auf Digitalplatte erhältlich.