Charles Lloyd – JumpingTheCreek
Sein Ton besitzt eine Spiritualität, die jenseits von esoterischer Ich-Bezogenheit angesiedelt ist. Dann wieder holt er aus seinen großen und tiefen Sax-Lungen eine pastorale Anmut hervor, setzt er eine draufgängerische Spröde frei und schärft weite Gospel-Bögen. Charles Lloyd als ein Urgestein des Modern Jazz zu bezeichnen, ist einerseits historisch korrekt. Auf der anderen Seite gibt es wohl zur Zeit keinen anderen Saxophonisten, der Traditionen und Visionen immer noch mit einer derart beispiellosen Poesie vibrieren läßt wie der Mann aus Memphis, Tennessee. Weshalb sein neues Album JUMPING THE CREEK erneut Horizonte in der Black-Music-Genealogie aufreißt, die sich auch dann zu erkennen geben, wenn Charles Lloyd aus Jacques Brels berühmten Chanson „Ne Me Quitte Pas“ eine knapp I4minütige Jazz-Ballade macht. Wie schon auf dem Doppelalbum LIFT EVERY VOICE mit den Traditionais „Amazing Grace“ und „Wayfaring Stranger“ geht es dem Saxophonisten nicht um die Rekonstruktion von liebgewonnenen Melodien, er pflügt stattdessen den Mutterboden um, um auf diese Art für neue Tempo-, Klangfarben- und Stimmungswechsel zu sorgen. Das geht dann bisweilen in eine improvisatorische Freigeisterei hinüber, die jedoch nie abstrakt losgelassen wirkt. Und wenn Charles Lloyd mit seinem neuen Quartett kämpferisch-rhythmische und harmonische Gesten in die Luft wirft, bleibt der lyrische Sog unangetastet. Erstaunlich ist in dieser himmelsleuchtenden Jazz-Expedition vor allem, daß Lloyd neben seiner vertrauten Gefährtin Geri Allen am Klavier mit Bassist Robert Hurst und Schlagzeuger Eric Harland zwei Musiker aus der jüngeren Generation gefunden hat, die ihm auf Augen- und Ohrenhöhe mehr als nur folgen können. Was für die substanzreiche und animierende Gedankenvielfalt spricht, mit der Charles Lloyd den Jazz weiterhin und so unvergleichlich befruchtet.
www.charleslloyd.com
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