Charlie Watts

The Charlie Watts/Jim Keltner Project

Charlie ist Schlagzeuger und liebt den Jazz. Was also liegt ihm näher als – richtig geraten -jenen Drummern seine Reverenz zu erweisen, die ihn von jeher begeistern. Charlie ist auch noch Mitglied der Rolling Stones und demzufolge stinkreich, was die Realisierung eines derartigen Projekts natürlich ungemein vereinfacht. Schlagzeugplatten gelten ja nicht gerade als Garanten für kommerziellen Erfolg, vorsichtig ausgedrückt. Charlie hat auch noch einen Kumpel, der richtig gut trommeln kann-. Studioschlagzeuger Jim Keltner, dessen Credit-List fast so lang ist wie die Küstenlinie von Alaska bis Feuerland. Gemeinsam zollen sie den Jazzlegenden Shelly Manne, Max Roach, Art Blakey, Elvin Jones, Tony Williams, Airto Moreira, Billy Higgins, Kenny Clarke und Roy Haynes Tribut, wobei Melodien bestenfalls eine ornamentale Funktion übernehmen. Hier wird perkussioniert. neun Songs und 55 Minuten lang. Der Rest ist Elektronik und ein bisschen Piano, was THE CHARLIE WATTS/JIM KELTNER PRO-JECT absolut tanzbar macht. Erstaunlich, dass der Jazz-Rhythmus schlechthin nur am Rande stattfindet. Die Rede ist vom Swing. Watts und Keltner präsentieren stattdessen polyrhythmische Funk- und Latin-Grooves, die mit teils angejahrten Elektro-Sounds reichlich Ethno-Flair versprühen. Die Frage ist nur, für wen diese Platte interessant sein könnte. Es gibt konsequentere Tanzmusik, und für fortbildungswillige Schlagzeuger ist das spieltechnische Niveau wenig inspirierend. Jetzt schreien sie wieder auf: Die Stones-Fans, die Charlie für Gott halten, und die Rock-Chronisten, die auf jeder dritten Platte den Namen Jim Keltner lesen. Gemach, liebe Freunde: Niemand behauptet, die beiden seien schlechte Trommler. Niemand will eine öde Leistungsschau, doch feurige Synkopen, diffizile Odd Times und spannende Fills machen sich auf einem reinen Schlagzeugalbum recht gut. Die beiden Veteranen bieten in dieser Hinsicht jedoch nicht allzu viel, die neun Tracks klingen, als hätten sich zwei reifere Herren einen Wunsch erfüllt. Das sei ihnen gegönnt, aber richtig spannend ist das Ganze dennoch nicht.