Chet Baker – Chet In Chicago

Chet Baker starb am 13. Mai 1988 unter mysteriösen Umständen in Amsterdam. Noch nicht mal 60 Jahre alt war er da. Andererseits war es ein kleines Wunder, dass dieser coole Melancholiker der Jazz-Trompete überhaupt so lange unter den Lebenden weilte. Denn wie jetzt auch einige Fotos im Booklet von Chet In Chicago dokumentieren, hatte der jahrzehntelange Drogenkonsum den Beau in einen ausgemergelten, faltigen und blassen Schatten seines Selbst verwandelt. Als letzte Vitaminspritze blieb Chet Baker glücklicherweise die Musik. Fast auf den Tag genau zwei Jahre vor seinem Tod verwandelte er am 11. Mai 1986 mit dem Bradley Young Trio ein Aufnahmestudio in Chicago in ein kleines Paradies. Da blühte wieder sein elegischer Ton auf, mit dem er in den 1950er-Jahren zum weißen Geistesbruder von Miles Davis aufgestiegen war. Die Ballade „My Funny Valentine“ zelebrierte dieser Jazz-Orpheus mit seinem unverwechselbaren Timbre und den unbeschadet gebliebenen Stimmregistern, die in magischen Höhen gipfelten. Für acht Jazz-Klassiker hatte sich Baker Zeit genommen, als er sich für eine Spontan-Session mit dem jungen Pianisten Bradley Young und dessen Mitstreitern traf. Bei dem jetzt erstmals veröffentlichten Set erstarrten die Youngster vor dem großen Namen nicht in Ehrfurcht. Vielmehr entwickelte sich bei Standards wie „Old Devil Moon“ bis hin zu Bebop-Knallern wie Charlie Parkers „Ornithology“ ein mal lyrisch-intensives, mal interaktiv explosives Gemisch, bei dem Chet Baker jede Wendung und jede Tempoverschärfung unaufgeregt mitging. Bis hin zum Miles-Davis-Rausschmeißer „Solar“. Der einsame und schwer gezeichnete Trompetenengel-er war wieder ins Leben zurückgekehrt.

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