Chic – Take It Off

1981 zeigte die vormals makellose Bilanz der Chic-Organisation erste Verschleißerscheinungen. REAL PEOPLE war nicht mehr so richtungsweisend wie die Vorgänger. Auch die Zusammenarbeit mit Debbie Harry erschien mir, zumindest aus Chics Perspektive, als nicht sonderlich zufriedenstellend. Trotzdem – Bernard Edwards und Nile Rodgers hatten nie einen Blackout, sie sind und waren selbst in ihren schwächsten Momenten der Konkurrenz noch immer um Längen voraus. Keine Selbstverständlichkeit übrigens, wenn man an die Heerscharen ihrer Nachahmer denkt. Und TAKE IT OFF beweist ein für allemal: Chic sind die innovativste und homogenste Rhythmus-Achse der westlichen Hemisphäre, eine gleichgeschaltete Kommandozentrale, die in puncto Rationalität, Timing und Disziplin völlig neue Maßstabe setzt – höchstens noch Sly & Robby erreichen, wenn auch in anderem Metier, eine ähnlich hohe Effiziens.

TAKE IT OFF verfügt über alle Ingredienzen eines klassischen Chic-Albums. Edwards Baß und Rodgers Gitarre scheinen ineinander verschweißt, schlagen eine umwerfend exakte, quicklebendige Rhythmik und darüberhinaus haben die beiden mit Alfa Anderson eine Sängerin engagiert, die nicht einfach irgendwelche Sexshop-Stenogramme haucht, sondern mit Leidenschaft, mit Feuer, mit Soul buchstäblich am Mikrophon verglüht. Chics Stärke liegt vor allem in der atemberaubend einfachen Wahl ihrer Mittel, dem klaren, durchsichtigen Aufbau ihrer Songs. Sie haben ganz einfach Stil, Sinn für Eleganz und Erotik. – “ Now I understandthat clothes don’t make theman, so I take them oft'“ – und fallen auch atmosphärisch nie aus der Zeit. Der Überschwang von „Good Times“ oder „Dance Dance Dance“ hat sich zwar nicht gleich in Pessimismus verwandelt – Skepsis wäre der zutreffende Begriff. Dies jedoch ohne daß die mitreißende Vitalität jener Tage einen Dämpfer erlitt. Im Gegenteil, TAKE IT OFF ist sogar Chic’s resoluteste Uptempo-Song-Kollektion, die Strings-Einsätze wurden spürbar zurückgeschraubt, jeder einzelne Titel kann für sich bestehen. Seit C’EST CHIC haben ‚Nard ’n Nile‘ kein besseres Album eingespielt!