Chris Darrows – Coyote/Straight Front The Heart

Sollte irgendwann mal irgendwer auf die — zugegebenermaßen etwas abstruse – Idee kommen, ein „Denkmal des unbekannten Rockmusikers“ zu errichten, es müßte Leuten wie Chris Darrow gewidmet werden. An der Seite von Spezi David Lindley spielte der Kalifornier in der Formation Kaleidoscope die epochalen Alben SIDE TRIPS (1967) und A BEACON FROM MARS (1968) ein, ehe er den Countryrock-Pionierender Nitty Gritty Dirt Band in den Sattel half. Es folgten Aktivitäten als Studiomusiker und – sporadisch die Veröffentlichung eigener Werke. All das trug dazu bei, daß Darrow hierzulande einen ähnlichen Bekanntheitsgrad genießt wie Bill Gates bei den Pygmäen auf Sumatra. Das könnte, nein: das muß sich mit seinem neuen Doppelalbum ändern. Teil eines des ambitionierten Projektes bildet die 38minütige Instrumentalsuite COYOTE, eine musikalische Reise durch ein mystisches Südkalifomien, schön wie ein Sonnenuntergang über der Mojave-Wüste, filigran wie die besten Soundtrack-Arbeiten eines Ry Cooder, berauschend wie eine meditative Version des Klangkosmos‘ von The DirtyThree. Gitarre, Flöte, Marimba, Bouzouki und sparsam eingesetzte Percussion zaubern zarte Klanggespinste, die förmlich aus den Boxen zu schweben scheinen. STRAIGHT FROM THE HEART lautet das Motto für die 19 Songs auf CD Numero zwo, die sich allesamt im Schnittfeld von Folk, Blues, Country und Westcoast bewegen und für die der Begriff „fragil“ neu definiert werden muß. Weniger ist auch hier eindeutig mehr. Nur an wunderbaren Melodien wird in dem 71-Minuten-Programm nicht gespart. Ob „Any Old Port In The Storm“, „Straight From The Heart“, „Can Outplay The Blues“, „Eye Of The Storm“ oder „Living In A Prayer‘: Besseres ward aus der Singer/Songwriter-Szene seit Townes van Zandts NO DEEPER BLUE nicht gehört.