Clark – Turning Dragon

Das immer noch aktuelle Allegehen-nach-Berlin-Syndrom hat in der elektronischen Musik komische Auswirkungen. Es geht so: „Alle“, auch viele internationale DJs und Produzenten, ziehen nach Berlin wegen eines angeblichen „Berlin Sounds“, der von den Neuberlinern kopiert wird. In der Folge klingt dann „alles“ gleich, es entsteht tatsächlich so etwas wie ein stadttypischer „Sound“,der dann wiederum „alle“ anderen nach Berlin lockt, um diesen Sound zu kopieren. Alle klingen gleich, alle klingen gleich langweilig. Der Umzug des britischen Produzenten Chris Clark nach Berlin hat auf seinem vierten Album turning dragon zwar seine Spuren hinterlassen, wirkt sich aber nicht in einem stumpfen, 08/15-Minimal-Sound aus, der ja so gerne in der Hauptstadt praktiziert wird. Der erste Track „New Year Storm“ ist zwar ein straightes Stück Techno für den Dancefloor, wird aber von Clark mit ein paar hübschen Acidmodulationen aufgewertet. Die dekonstruierte Stop-And-Co-Sample-Orgie“Truncation Horn“ ist dann das genaue Gegenteil von straight und erinnert an die Experimente von Clarks Labelmates Aphex Twin und Squarepusher. Chris Clark gelingt mit turning dragon der Spagat zwischen Abstraktion und Tanzbarkeit. Doch selbst in den geradlinigeren Tracks des Albums („Violen!“ „Ache Of The North“), die um eine fette bis Schmerzen verursachende Bassline und/oder einen relativ durchgängigen Beat konstruiert sind, baut Clark immer wieder ein paar Verschlingungen und Gabelungen ein, die an die große Zeit des IDM in den 90er-Jahren erinnern, die ja auch die Zeit des Warp-Labels war.

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