Combustible Edison – The Impossible World
Für zynische Zeitgeister war das ach so schrille Easy-Listening-Nebenzimmer-Revival kürzlich nur ein bequemer (aber schon etwas angeschimmelter) Plüschsessel, ein schickes Vibraphon-Sample, ein übriggebliebenes Sakko aus Papas Kleiderschrank – kurz: Trash. So leicht, so locker, so banal. Kein Wunder, daß sich so mancher Cocktailschlürfer schon auf den ungewohnt verschlungenen Pfaden des Combustible Edison-Debüts I, SWINGER von 1992 verirrte. Das fast schon erschreckend souverän agierende, arrangierende und animierende Quintett aus Boston versteht Loungemusik nicht nur als einfach zu plündernden Zitatenschatz. Reich an nostalgischen Sound-Deja-vus und höchst lustvoll in iooi Querverweisen auf Henry Mancini, Ennio Morricone, Kurt Weill oder Esquivel, versehen Combustible Edison ihre meisterliche Arbeit dennoch in einem zeitgenössischen, höchst lebendigen Genre. (Oder was genau macht Hit-Recycle-HipHop, neue Rolling-Stones-Scheiben oder das Dutzend Kraftwerk-Epigonen aktueller als Easy Listening?) Ihren unbedingten Willen zur Weiterentwicklung bekunden Miss Lily Banquette, Brother Cleve, Michael „Laughing Boy“ Connors, Nicholas Cudahy und The Millionaire unter anderem durch die Zusammenarbeit mit „zwei berüchtigten britischen Soundtüftlern“. Der eine ist John Holbrook, der andere ist Scanner, eben jener Scanner, das elektronische Wunderkind. Ein Wunder auch, wie sich die dezent eingesetzten futuristischen Sounds und rare trippige Beats homogen ins lauschigwarme Klangbild fügen. Combustible Edison selbst fasziniert an der modernen Technologie die Möglichkeit,jeden noch so kleinen Soundparameter zu manipulieren. Und so manipulierten sie, mit sicherer Hand und spitzen Fingern – Nuancenschinderei, die begeistert. Freilich, was wären all diese Geniestreiche im Innenausbau, in der Möblierung und stilsicheren Farbwahl, zauberten nicht die prachtvollen, galanten, phantasievollen Melodien Schmetterlinge in den Bauch, Schauer über den Rücken, das Salz in die Suppe. Nur für dieses gute Gefühl lohnt es sich, Easy Listening auch zwischen den Revivals und Combustible Edison im Speziellen zu lieben.
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