Cool :: Pop-Philosophie

Um gleich mal mit einer Schwäche zu beginnen: An Stelle des – pardon – ein bisschen dümmlichen (Allerwete-) Titels hätte der Autor besser ein anderes Motto verwendet: „Permafrost“ zum Beispiel, nach einem Song der phänomenalen Post-Punk-Band Magazine, träfe den Inhalt genauso gut und wäre weniger abschreckend für aufgeschlossene Zeitgenossen, die an einem Buch titels Cool vielleicht achtlos vorbeigehen. Was extrem schade wäre, denn Ulf Poschardt, vormals Chefredakteur beim SZ-Magazin, hat ein außerordentlich kluges und spannendes, bisweilen schwer lesbares, weil selbstverliebt gedrechseltes Werk verfasst, dem sich oft nur mit einem guten Fremdwörterlexikon beikommen lässt. Nennen wir’s den Snobismus des Hochgebildeten. Zeit und Mühe lohnen aber allemal, denn Poschardts Meditationen über den Zustand der Spätmoderne, über Haltungen und Strategien in der und gegen die Kälte sind frappierend – und profund. Er ruft russische Futuristen und Marcus Garvey, den Pionier afro-amerikanischen Selbstbewusstseins, in den Zeugenstand, sieht Verbindungen zwischen den Rebellen-Attitüden von Diogenes und James Dean, schlägt Brücken von Kafka zu Kraftwerk, von Platon zu den Pet Shop Boys. Philosophie, Theater, Film, Literatur, Musik, Politik: Überall entdeckt Poschardt „in coolen Gesten und Bildern den Keim zukünftiger Lebenstechniken: ein Labor für den Alltag im Morgen“ (Klappentext). Seine Lust an oft abenteuerlichen, stets messerscharf analysierenden Ouerdenkereien beeindruckt. Darum. Lesen Sie COOL Verfluchen Sie den Autor. Werfen Sie das Buch auf halbem Weg genervt in die Ecke, wenn’s denn sein muss. Holen Sie es wieder hervor. Kämpfen Sie damit – aber lesen Sie.

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