Dendemann – Vom Vintage verweht
Kaum hat er VOM VINTAGE VERWEHT eröffnet, sagt Dendemann schon wieder Tschüss. Sein zweites Album ist ein Abschiedsgruß ans Rap-Geschäft, wie wir es in den vergangenen Jahren leider kennen lernen mussten: „Also tausche ich meinen alten Ghettoblaster gegen die Freiheit und eine Stratocaster“, rappt Deutschlands bester Storyteller in „Nesthocker“. Und beginnt ein neues Kapitel: Dendemann rockt, wie man in seinen Kreisen so sagt, das Haus.
Warum überlässt man dieses Rockdings, hat er sich wohl gedacht, nicht gleich den Profis – und hat den Rock-Produzenten Moses Schneider engagiert. Dessen Methode, im Studio live aufzunehmen, kommt Dendemann hörbar zugute, denn die karge Inszenierung rückt sein größtes Kapital, seine Stimme, in den Mittelpunkt: Über schauernden Gitarrenriffs und derbe knallendem Schlagzeug erzählt er seine vor Anspielungen und Querverweisen, Binnenreimen und Wortspielen strotzenden Geschichten. Das tut er ernster als früher, sowieso nicht mehr so klamaukig wie zu Eins-Zwo-Zeiten, aber auch noch einmal dunkler als auf dem ersten Soloalbum DIE PFÜTZE DES EISBERGS.
Kein Wunder: Wenn er um sich blickt, sieht er Dschungelcamps, Finanzkrise und Jugendfrust, vor allem aber eine unglaubliche Einfallslosigkeit bei der deutschen Rap-Konkurrenz. Für die hängt die Messlatte nun wieder nahezu unerreichbar hoch.
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