Der Scheitel – … In einem Haus das Liebe heißt
Wer das Bedürfnis verspürt, die Seele des österreichischen Musikschaffens verstehen und ergründen zu wollen, der kommt an dieser längst überfälligen Wiederveröffentlichung nicht vorbei. Der Scheitel, eine Art Supergroup zwischen unerträglichem Pathos, abgrundtiefer Kläglichkeit und erhabenem Stolz, besitzt zu Recht längst Legendenstatus. Die Band um Wiener Szenebekanntheiten wie Fritz Ostermayer(FM4), Christian Fuchs und Christian Schachinger hat lange vor allen anderen erkannt, welche Wahrheiten im Schlager schlummern. Lange bevor plötzlich alle ihre Liebe zu diesem lange zu Unrecht verschmähten Genre entdeckten, hatte Der Scheitel auf dem ursprünglich 1994 veröffentlichten Album… in einem Haus das liebe heisst alle vermeintlichen Untiefen mehr oder weniger erfolgreich ausgelotet. Der Begriff „Schlager“ führt dabei etwas in die Irre, denn die Formation beschränkt sich bei Weitem nicht nur auf einheimisches Liedgut, sondern versucht sich auch an der Interpretation von Pop-Klassikern wie David Bowies „Heroes“. natürlich in der deutschsprachigen Fassung („Helden“).
Der Scheitel nimmt das Schlagergenre so ernst wie nötig, setzt nicht auf billige Witzchen, sondern besticht in Songs wie „Wahnsinn“ und „Es war ein Sommertraum“ mit einer radikalen Traurigkeit. Dadurch unterscheidet sich die Band grundsätzlich von allen anderen Nachlassverwaltern, die sich dem Sujet meist nur mit Ironie annäherten. Als Gäste begrüßten die Herren damals neben Tav Falco u.a. auch Attwenger, die mit „Summa“ einen der Höhepunkten der Platte beisteuern, sowie Michaela Melian (FSK) und Hermine. Im Abstand von mehr als i3jahren hat das Album nichts von seiner spröden Eigenwilligkeit eingebüßt, was die Wiederveröffentlichung mehr als rechtfertigt.
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