Der talentierte Mr. Ripley und Ripley Under Ground

Sind es Kriminalromane oder einfach Geschichten, in denen hin und wieder Verbrechen passieren? Auf jeden Fall hat Patricia Highsmith Bewunderer auf der ganzen Welt und mittlerweile jede Menge Auszeichnungen gesammelt. Hier stellen wir zwei ihrer Bücher vor, deren Stories sich um ein und dieselbe Figur drehen: Um einen gewissen Mr. Ripley, der das Verbrechen zum Lebenszweck gebraucht und der stets ungeschoren davonkommt. Dieses Prinzip trifft übrigens auf alle Highsmith-Romane zu. Der talentierte Mr. Ripley:

Der 25jährige Amerikaner wird trotz aller Betrügereien, Fälschungen und Morde, kurz: trotz aller Arten von gängigen Verbrechen von der Autorin so geschildert, daß sich der Leser tatsächlich dabei ertappt, ihm gewisse Sympathien entgegenzubringen. Patricia Highsmith gelingt es, die Psyche dieses jungen Mannes so einfühlsam zu schildern, daß jeder mit diesem unseligen Tom Ripley fühlt. Von seinem besorgten Vater nach Italien geschickt, um dort einen verschollenen Freund zu suchen, interessiert sich Ripley allerdings mehr für die angenehmen Seiten des Lebens, sieht sich plötzlich mit einer Leiche konfrontiert – und nimmt eine andere Identität an. Und jetzt nehmen die Komplikationen ihren Lauf, denn er hat alle Hände voll zu tun, mit den bereits erwähnten Mitteln seinen Kopf ständig aus der Schlinge zu ziehen. So sehr die Geschichte auch nach einem Thriller normaler Machart klingt – sie ist es nicht. Denn Tom Ripley, der Mord als ganz legitimes Mittel zum Zweck ansieht, kann in eine gesicherte Zukunft schauen. Das zeigt auch das zweite Buch Ripley Underground der einen inzwischen etwas älteren und umsichtigeren Ripley präsentiert. Als Ehemann einer attraktiven und liebenswürdigen Frau und betuchter Hausbesitzer löst er jetzt an der Spitze einer Gruppe von Kunstbetriigern wieder alle Probleme auf seine Art. Ein biederer amerikanischer Kunstliebhaber ist ihm nämlich auf die Schliche gekommen ungewollt. Der ist im Handumdrehen von der Bildfläche verschwunden, und Ripley bedient sich wieder seines schauspielerischen Talents und schafft Ordnung auf der europäischen Kunstszene. Ein ehrgeiziger Inspektor muß unbefriedigt einen ungelösten Fall zu den Akten legen.

Faszinierend ist die Selbstverständlichkeit, mit der Verbrechen von jedermann begangen werden können, die alltägliche Motivation zu rabiaten Mitteln zu greifen, die Patricia Highsmith so faszinierend schildert. Hier kann der Leser zur Abwechslung mal mit dem Täter und nicht mit dem Opfer zittern. Mal was anderes für Krimi-Liebhaber.