Devo :: Something For Everybody
Warner
Das Comeback der einzigartigen US-New-Wave-Nerds mit gewohnt hektischem Elektro-Rock beschmutzt ihre Legende nicht.
Devo sind Legende und Devo sind intelligent. Wenn sie nach 20 Jahren wieder ein Studioalbum veröffentlichen, hat man kaum Befürchtungen, dass es eine peinliche Retro-Platte geworden ist. Höchstens eine gute Retro-Platte. Vor 32 Jahren brachten Devo mit Q: ARE WE NOT MEN? A: WE ARE DEVO! einen zuvor nie gehörten Hybriden aus New Wave, Punk, Elektrofunk, Roboterstyle, Kunst und zynischem Humor heraus. Sie prägten den Zeitgeist, waren einzigartig, hatten mit „Mongoloid“ einen echten Hit und ihr Einfluss ist heute im Retro-New-Wave allgegenwärtig. Nun haben die fast 60-Jährigen also ein neues Album gemacht, dessen Tracklist die Fans per Internetvoting mitbestimmen konnten. Neben den vier Originalmitgliedern Mark und Bob Mothersbaugh und Gerald und Bob Casale ist Drummer Josh Freese dabei, der unter anderem bei Guns N’Roses und den Vandals spielte. Sein extrem treibendes Spiel sorgt für die gewohnt hektische Tanzbarkeit Devos. „Fresh“, von Santi „Santigold“ White mitproduziert, ist laut, schnell und catchy und gibt die Richtung vor. Old School und trotzdem sehr aggressiv gehen die Über-Nerds ans Werk. Im ebenso auf den Punkt gebrachten „Please Baby Please“ trifft Rockabilly auf Heaven-17-Elektrofunk. Auch wieder da sind die von Devo gern verwendeten, mit kultureller Bedeutung aufgeladenen Phrasen wie etwa „Don’t tase me, bro“ in „Don’t Shoot (I’m A Man)“. Die erste Hälfte der Platte zeigt: Devo sind hungrig und Mothersbaugh singt wie 1982. Ab Albummitte bekommen die Melodien mehr Konturen und die Beats werden abwechslungsreicher. In „Mind Games“, mit Videospiel-Synthesizer und klassischen Devo-Riffs, lehrt die Band den Hörer nebenbei noch mal, woher all die 80er-Synthiekünstler wie Thomas Dolby ihre Ideen hatten. Der Höhepunkt ist das abschließende „March On“, eine ultramelodische Synthiepop-Hymne, die man gern als Remix auf der Tanzfläche hören würde. SOMETHING FOR EVERYBODY ist unverkennbar Devo. Die sloganhaften Texte geben dem ganzen eine angenehme Tiefe, obwohl die Platte auch einfach als Dancealbum funktioniert. Getreu Devos Motto, dass man radikal Pop sein muss, um subversiv zu sein.
www.clubdevo.com
Dossier S. 66
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