Dickie Dick Dickens

Ich schreibe dieses Wort ungern, aber hier muss es sein: Kult. Die klassische Krimi-Serie des Bayerischen Rundfunks um den gewitzten Taschendieb Dickens, der vor 80 Jahren die Unterwelt von Chicago aufmischte, indem er mit der mächtigen Bande des Gangsterkönigs Jim Cooper aneinander geriet, und dann zum „gefährlichsten Mann, der je die Erde der Vereinigten Staaten betreten hat“, aufstieg, dessen Weg 862 Leichen pflasterten und der seiner Liebsten Effie Marconi durch alle Wirren treu blieb, fesselte von 1957 an mehr Jung als Alt an den Röhrenkasten, gerne auch ans Taschenradio unter der Bettdecke, wo man den „aufsehenerregenden, sensationellen, atemberaubenden“ Abenteuern atemlos, verzückt und amüsiert folgte. Denn die Hörspielserie des Krimi-Ehepaars Becker war nicht nur kribbelnd spannend.sondern auch eine zündende Satire auf das harte schwarze Genre. So zündend, dass von ihrer Wirkung nach fast einem halben Jahrhundert noch kein Jota verflogen ist und die ersten zwölf von über 50 Folgen weit mehr als ein nostalgisches Vergnügen sind (das allerdings auch!]. Das liegt auch an der nüchtern-perfekten Regie und den großartigen Darstellern: Carl-Heinz Schroth als Dickie, Heinz-Leo Fischer als brummelnder Brachial-Holzkopf Cooper, Marlies Schoenau als Effie und eine ganze Reihe weiterer klingender Hörspiel-Namen. Nebenbei ist der Krimi-Parodie-Evergreen übrigens auch musikalisch ein Ohrenschmaus, dank Walter Poppers je nach Spannungslage energisch-coolem, vehement schwingendem oder wüst klapperndem Spannungs-Jazz (hier bitte „Jatz“ gesprochen!].