Die Aeronauten
Honolulu
Wäre es nicht eine ausgemachte Frechheit, könnte man hier schreiben, die Aeronauten seien die Grauen Panther der Hamburger Schule.Tu ich aber nicht, denn näher als ihren Labelkollegen von Tocotronic standen die Aeronauten eh schon immer Funny van Dannen oder Bernd Begemann, die den Charme des verstaubten Liedermacher-Genres für sich nutzen. Die Aeronauten setzen auf subversive Selbstbeschränkung, poltern lieber bedächtig, denn „die einen fahrn auf der Autobahn zur Hölle, und ich geh‘ zu Fuß“: Statt mit AC/DC endet „Schwarzer Fluß“ trotzig mit dem Zitat von „Hey Jude“. Wo die Tocos Arne, Dirk und Jan sich durch Sturzbäche aus tiefer Wut und Verzweiflung kämpfen, ist für die Aeronauten „Schaffhausen nur eine Illusion“. Statt dem fordernden „Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“ fragen die Aeronauten höflich „Willst du in meiner Sekte sein?“ Wären die Aeronauten nicht so einfühlsame Geschichtenerzähler, dann ginge einem das standige Kokettieren mit dem eigenen Aus-der-Zeit-kommen langsam, ganz langsam schon auf die Nerven. So aber gewinnt HONOLULU gerade durch die Anflüge von Schwermut echte Würde. Und weil die Aeronauten auch auf der Single „Weltmeister“, dem einzigen Schweizer Beitrag zur Weltmeisterschaft, die Bälle schön flach gehalten haben, gibt (lg) für dieses Album 5 Sterne.