Doch, das könnte gehen. Wir sind Helden sind (ich wusste, dass solche grammatikalisch konfusen Passagen hier nicht ausbleiben werden …) liebenswürdig vor schlaufurzend, aber doch konkret vor lieblich, wehrhaft und überhaupt nicht doof. Wir sind Helden dürfen gerne bleiben über den Hit hinaus: „Guten Tag, ich will mein Leben zurück.“ Bück dich nicht immer und buckel nicht nur, tröte im eigenen Chor und trotte nicht der Karawane hinterher! Eine Botschaft, immer reimfein und frisch formuliert wie nur in ausgewählten Kinderbüchern, hat dieses Album, die Reklamation erzählt vom Gegenentwurf zum Leben als dauerbepredigtes Gleichschritt-Individuum, hinterfragt: Darf ich Wahlen treffen über die wohl überlegte Aufteilung meiner Kaufkraft hinaus? Und wie du darfst! Nur die Liebe, die lässt natürlich gar keine Wahl. Aber das ist dann auch gut so. Über das eine oder andere doch sehr brav produzierte Liedchen, die NDW-Keyboards, den angestrengt sozialkritischen Schlagwort-Überschlag im Themensong „Heldenzeit“ oder „Aurélies“ Völkerverständigungs-Probleme mit den Bestäubungs-Klischees können wir ja noch mal reden. Aber dass Sängerin Judith eben nicht nur optisch die Schau ist, darüber muss wirklich kein Wort mehr verloren werden: soo ’ne Schnauze – kokett, charmant und sehr schlau. Alle jungen Menschen sollten deshalb Tante Nena endlich zurück ins Kinderaudiocassettenregal stellen, nicht länger seicht von 2Raumwohnungen oder WGs in Berlin, Berlin träumen, und bevor sie die Sportfreunde Stiller noch ein bisschen lauter stellen, erst einmal diese Schallplatte hier hören. Oder gleich selber Helden werden!

>>> www.wirsindhelden.com

Word Up: „Hol den Vorschlaghammer. Sie haben uns ein Denkmal gebaut. Und jeder Vollidiot weiß, dass das die Liebe versaut.“ (aus „Denkmal“)