Dire Straits

Communiqué

Vertigo (Universal)

Etliche Leute gähnten, als der Plattenarm abhob, und in einer Hamburger Tageszeitung war zu lesen, die zweite Straits-Scheibe hätte auch schon vor einem Jahr erscheinen können: „Als Seite 3 und 4 eines Doppel-Albums.“

Was hat Mark Knopfler verbrochen? Er hat – im Dezember 1978 auf den Bahamas – mit seinem Bruder David, mit John Illsley und mit Pick Withers eine LP eingespielt, die in der Tat stilistisch nicht einen Millimeter vom Dire Straits-Debutalbum abweicht. Diese neue Platte entstand allerdings zu einem Zeitpunkt, als die Band nur in Deutschland und in einigen kleineren Ländern den Durchbruch schon geschafft hatte – drei der vier wichtigsten Rockmärkte der Welt (USA, Bundesrepublik, Japan, England) waren ihr noch verschlossen. Vor diesem Hintergrund, finde ich, spricht es für die Dire Straits, daß sie ihr Konzept haargenau weiterverfolgt haben. Hier zeigt sich einmal mehr, daß sie an die Musik glauben, die sie spielen, und daß sie nicht bereit sind, ihre Überzeugung irgendwelchen taktischen Winkelzügen zu opfern.

Die kreative Potenz des Dire Straits-Rocks ist ohnehin groß genug, um noch eine ganze Menge Alben zu füllen. Mir hat „Communique“ jedenfalls auf Anhieb gefallen, und ich vermute, daß die LP auch nach einem Jahr noch gut im Ohr klingen wird – ähnlich wie das Debutalbum. Generell braucht man zu Knopflers laid back-Rock mit seinen subtilen Blues-Untertönen nichts mehr zu sagen – der phänomenale Erfolg der Gruppe reicht längst bis in den hintersten Bayerischen Wald. Einige Details von „Communique“ sind jedoch interessant. Etwa die Tatsache, daß die zweite Seite leichter zugänglich ist; vor allem wegen der höchst eingängigen Titel „Lady Writer“ und „Single-Handed Sailor“. Die erste Seite entfaltet ihre Reize unterschwelliger, fordert intensiveres Hinhören. Eine Single will die deutsche Phonogram übrigens nicht auskoppeln; „Dire Straits“, so Promotion-Chef Jürgen Schmeisser, „sind eine zu typische LP-Gruppe.“

Produziert wurde „Communique“ von Jerry Wexler und Barry Beckett, zwei ausgebufften US-Profis. Trotzdem überzieht den im Grunde ja sehr amerikanischen Sound der Dire Straits nicht jene berühmte Glätte, die für so viele US-Produktionen typisch ist. Auch darin zeigt sich, daß die Band sich selbst treu geblieben ist.