Donkey Kong Jungle Beat :: Superdrumming im Unterholz

Während erstere der Meinung sind, keine Steuerung sei genauer und praktischer als Tastatur und Maus, schwören letztere auf ihr Pad und den Platz auf dem heimischen Sofa. Alles nur Gewöhnungssache, aber mit ein bisschen Kauzigkeit macht das Spielen gleich noch mehr Spaß. Manche Rennspiele versuchten die ideologische Kluft zwischen beiden durch Lenkrad-Controller aufzubrechen, doch wirklich durchgesetzt hat sich das Prinzip nicht. Nintendo schickt sich nun an auf dem Konsolenmarktnoch mehr Verwirrung zu stiften: Nachdem man dem Bongotrommel-Controller mit donkey conga als Spieler eigentlich nur ein kurzes Gastspiel am Gamecube eingeräumt hatte, beweist DONKEY KONG JUNGLE BEAT nun, dass man sich auch durch ein Jump’n’Run trommeln und klatschen kann. Der beliebte Affe springt wie einst in DONKEY KONG COUNTRY durch eine zweidimensionale Welt voller Gefahren, Bananen und Herausforderungen. Neu ist die Steuerung: Soll Donkey Kong nach links springen, schlägt man auf die linke Trommel des Bongo-Controllers, will man nach rechts, auf die rechte. Feinde werden per Klatsch-Attacke angegriffen und mit einem schnellen Trommelwirbel erledigt. Da sage noch einer, Menschen, die gerne daddeln, würden sich nicht bewegen! Die Bedenken, derlei Trommelei sei nur ein Gag am Rande einer virtuellen Karnevalsparade, werden schnell zerstreut: Der Affe lässt sich mithilfe des Bongo-Controllers erstaunlich intuitiv durch seine vielseitige Welt manövrieren. Für Außenstehende, die durchs Fenster hereinlinsen, mag das zwar bekloppt aussehen, und auch die Nachbarn werden nächtlichen Klatsch- und Trommelorgien nicht viel abgewinnen können, doch mit wunden Händen muss man sich schnell eingestehen: Das macht großen Spaß.

HINTERGRUND

Der ganz alltägliche virtuell-musikalische Wahnsinn in japanischen Spielhallen.

Wenn hierzulande ein cooler Junge ein niedliches Mädchen kennenlernen will, geht er in einen Indiepop-Tanzschuppen. Der Abend will selbstredend gut vorbereitet sein. Mancher legt sich eine schicke Tocotronic-Frisur zu, plündert H&M und wirft einen letzten Blick auf seine Plattensammlung. So kann man später lässig am Rand der Tanzfläche herumstehen und mit musikalischem Fachwissen glänzen. Profis gründen eine Band. In Japan sieht das anders aus. Wochenlang übt man zuhause an Trommelcontrollern und virtuellen Gitarren oder wirbelt schweißtreibend über Tanzmatten, um schließlich gut vorbereitet den Hot Spot aufzusuchen und sein Können zu beweisen: Die öffentliche SpielhaUe. Wer hier mit Rhythmusgefühl und heißen Moves glänzt, gilt schnell als toller Hecht, nach dem die Angel ausgeworfen werden muss. Für die an sich sehr schüchternen Japaner, die sich beispielsweise auch bei größter Begeisterung nicht zu Szenenapplaus im Kino hinreißen lassen würden, ist diese Art des Sich-gehen-Lassens völlig normal. In unseren Breiten trommelt es sich [noch] enthemmter vor dem eigenen Fernseher – bei runtergelassenen Jalousien.