Aus Gründen, die sich nach wie vor im Unklaren aufhalten, ebbte die kreative Sturmflut des deutschen Raps Ende der 90er rasch ab-und hinterließ genügend fruchtbares Land für die schnell an Reiz verlierende Aggrorevolution aus Berlin. Um zu verhindern, dass sich eine neue Generation zeit ihres Lebens nur mehr mit F***e, s*****z und auch ****** zu verständigen weiß, hat sich Samy Deluxe nun mit seinen alten Beatbauern Tropf und DJ Dynamite wieder zusammengerauft. Boten sie vor strammen zehn Jahren noch „pures Gift, Schore für die Ohren, ungestreckte Hits“ an, ist es heute der Sprengstoff, der als konzeptionelle Klammermetapher gilt. „Dynamit!“ heißt die erste Single, die-wie weite Strecken dieser Platte-natürlich die Großartigkeit der eigenen Rückkehr behandelt, aber vor allem einen Beat in die Clubs peitscht, der schon fast das Hoheitsgebiet M.I.A.s streift (da tut dann auch das etwas platte „Hey Yau!“ im Refrain nicht mehr ganz so weh). Dynamite Deluxe lassen dir also weiterhin die Tanzbeine unterm Arsch wegplatzen. Und MC Samy hat immer noch was zu sagen -auch und gerade weil es das Gleiche wie immer ist. Denn so lange es für einen nicht nach Ben Becker Aussehenden auch nur die geringste Portion Mut kostet, allem durch die Straßen dieses Landes zu ziehen, muss das ausgesprochen, ausgeschrien oder eben ausgerappt werden. Mit Unterstützung Jan Delays tut Samsemilia das im Herzstück dieses Albums „Alles bleibt anders“. Leider untergraben die vielen überstrapazierten Battlerhymes („Pass auf! Noch ein, zwei Alben und ihr nennt mich Gott“) dieses lyrische Level einmal zu oft. Als ob es nicht ohnehin jedem klar wäre, dass keiner Flow und Styles so deluxemäßig kickt wie der Wickeda MC. Letztendlich ist es also vielmehr ihre Reminderfunktion, die zeigt, wie gut, bzw. derbe deutschsprachiger HipHop immer noch sein kann, als ihre autarke Qualität, die aus dieser Platte eine gute macht.

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