Echoboy – Vol. 1

Echoboy ist ein Einmann-Betrieb: Richard Warren als Alleinherrscher über Knöpfe, Regler und Computer-Festplatten verhackstückt das Pop-Universum nach allen Regeln der (postmodernen) Montage-Kunst und gibt dies auch offen zu: „Du hörstein Bob Dylan-Album, eine Television-Scheibe oder eine Platte von Kraftwerk oder den Chemical Brothers und fügst dies alles zusammen.“ Ganz so leicht, wie Warren dies vorgibt, darf man es sich aber doch nicht machen. Zum Beispiel „352“: Die monoton stampfenden, blubbernden und zirpenden Fließband-Beats erinnern zwar in der Tat an eine Geburt aus der Kraftwerk-Maschinerie, die anschließend beim ungestümen Stooges-Chef Iggy Pop in die Lehre ging. Diese Parallele allein träfe aber nicht den Kern der Sache, denn der Echoboy vereint, was eigentlich kaum vereinbar ist: Space-Elektronik und rotznäsigen Rock. Warren hat eine eigene Vision, und die muss wohl der Grund dafür sein, dass er das beinahe unglaubliche Angebot ausschlug, bei Oasis den vakanten Platz an der Gitarre einzunehmen. Seine Vision muss es auch sein, die ihm Songs wie „Broken Hearts“ eingibt – eine minimalistische Melange aus den Krautrock-Soundtrips eines Michael Rother und der Aggressivität der Chemical Brothers. Echoboys Songs stehen niemals still; sie fließen und entwickeln sich stetig, nur-an Songwriter-Phantasie muss Warrens Vision schon noch zulegen, um wirklich wahre Größe zu erlangen.