Existenz

Nach seinen Annäherungen an die Mensch-Maschine mit CRASH und NAKED LUNCH greift David Cronenberg wieder die Grundidee von VIDEODROME auf und serviert mit EXISTENZ eine Art TRUMAN SHOW für Brainiacs: Einzigartige Gedankenwelten, menschliche Biomasse, futuristische Spiele und virtuelle Realitäten vereint der Meister der abgründigen Kopfgeburten zu einer komplexen, durchaus komischen Reise durch Gehirnlabyrinthe, die vom fließenden Übergang zwischen Leben, Traum und Medienrealität kündet – und es für nostalgische Fans auch wieder einmal richtig glibbern läßt. Ausgangspunkt für das verblüffende Planspiel ist die Erprobung des von der Designerin Allegra entworfenen Konsolenspiels „Existenz“. Als sie kurz vor dem Start des Spiels angeschossen wird, sucht Allegra mit einem Angestellten Zuflucht in ihrer eigenen Schöpfung, durch deren vielfältige Ebenen sie sich arbeiten muß. Am Ende steht die Frage nach der Substanz von Realität. Während MATRIX aus einer ähnlichen Themenstellung die Energie für Action im Minutentakt zieht, wählt Cronenberg die für ihn ungewohnte Form der Komödie, was den kopflastigen, aber nicht anstrengenden Diskurs erheblich auflockert:Trotz schier unendlicher Ebenen bleibt EXISTENZ überschaubar, weil das Spiel selbst die Realität darstellt-und Jennifer Jason Leigh und Jude Law im virtuellen Kampf auf Leben undTod einfach tolle Leitfiguren abgeben. Das nächste Jahrtausend und neue Filme von Cronenberg können kommen – nach EXISTENZ ist man gerüstet.