Extrabreit – Amen
Extrabreit sitzen auch weiterhin zwischen allen Stühlen. Die Blüte des Krautrocks Mitte der 70er verpaßten sie mit dem gebührenden Abstand der Spätgeborenen, um wirklich zur NDW der frühen 80er zu gehören, in dessen Sog sie an die Oberfläche gespült wurden („Polizisten“, „Hurra, die Schule brennt“), fehlte es ihnen an Esprit und Erfindungsreichtum; die gemeinsam mit Hildegard Knef besungenen „Roten Rosen“ wiederum waren schon verblüht, noch bevor die Tinte der Partitur getrocknet war. Und die Frage zum Zeitgeist der 90er beantwortet diese Band mit indifferentem Achselzucken.Typische Merkmale einer alltime losers Kapelle, also. Warum die faltig gewordenen Herren Kai Havaii und Stefan Kleinkrieg dennoch Charme haben, bleibt unklar. An ihrer Musik jedenfalls kann’s nicht liegen. Denn die ist hölzern, plump, affektiert, ungelenk wie eh und je. Es ist wohl die offensive Bereitschaft zur Selbstironie, die ihnen das Überleben gesichert hat. Plus einige Wortspiele, die im Gedächtnis haften bleiben. Zitat: „Ich brauche keinen Doktor, noch nicht mal Medizin, denn was für dich schon Gift ist, ist für mich nur Medizin“ („Sag es zu mir Baby“). Auf diese Weise läßt sich auch musikalische Unbedarftheit kaschieren, ein Rezept, mit dem es Udo Lindenberg bis in die Annalen deutscher Rockgeschichte schaffte. So gesehen ist AMEN vielleicht sogar ein Evergreen?
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