Faust – You Know FaUSt

Klar kennen wir Faust. Aber wir entdecken Faust auch immer wieder neu. Entsprechend dem Konzept der Krautrockerfinder (ihr Stück ‚Krautrock‘ von 1973 hat dem ganzen Genre den Namen gegeben), einem experimentellen, unstrukturierten Album ein mehr songorientiertes folgen zu lassen, kommt nach dem ’96er Soundflächen-Album RIEN nun YOU KNOW FAusT. Aber ein „Song“ im Faustschen Sinn, ist nicht unbedingt das, was man sich landläufig von einem Song erwartet. Das Album hat 17 Stücke plus fünf (nicht geräuschlose) „Pausen“ und beackert das weite Feld zwischen „Musique concrete“, also Alltagsgeräuschen im weitesten Sinn, und der freien Improvisation. Und wie weit dieses weite Feld tatsächlich ist, machen Zappi Diermaier, Hans Joachim Irmler und JeanHerve Peron einmal

mehr auf faszinierende Weise deutlich, ‚c pluus‘ ist ein songähnliches Gebilde mit gleichbleibendem Tempo und einer Trompete als Leadinstrument, die trügerisch harmlos bleibt, um dann in kurzen Eruptionen aufzuflammen, ‚cendre‘ eine zweiminütige Miniatur auf der akustischen Gitarre, ’sixty sixty‘ gesungen (!) auf französisch, ‚liebeswehen 2‘ ein schönes Stück Kraut-rock mit verzerrten Gitarren, ‚men from the moon‘ verbindet Minimalmusik und Operngesang aus dem Kofferradio mit bayerischer Blasmusik, ’na sowas‘ ist eine fast i5minütige Tour de Force zwischen herbem Industrial-Noise und Ambient. Gegensätzlicher kann eine Platte nicht sein. YOU KNOW FAusT ist ein Werk der krassen Extreme, radikal und unerwartet und damit eigentlich auch wieder „typisch“ Faust.