Flammendes Inferno

Die Traumfabrik Hollywood darf wieder leben! Und sie produziert gleich en masse. Eine neue Welle schwappte auf uns zu: der schönen Nostalgie folgte der schreckliche Zusammenbruch, sprich 1 . Katastrophenfilme (Disastev Movies).

– Los Angeles versinkt in Schutt und Asche – in „Erdbeben“ von Mark Robson.

– Ein Düsenriese stößt in der Luft mit einer Privatmaschine zusammen – so in „Giganten am Himmel“ von Jack Smight.

– Ein Brand bricht aus im höchsten Wolkenkratzer der Welt – wird zum Inferno, zu „Flammendes Inferno“ von Irwin Allan. Themen, die der Realität entsprechen und von einem Routinier wie Irwin Allan auf Leinwand gebannt, einem den Angstschweiß in die Handflächen und das bekannte Prickeln über den Rücken jagen können. Allan, in Hollywood „The Master of Disasler“‚ genannt, stellte bereits 1972 seinen ersten Katastrophenfilm vor: „Höllenfahrt der Poseidon“,der ihm neben sieben Oscars riesigen Gewinn einbrachte. Ähnlich dürfte es ihm mit „Flammendes Inferno“ ergehen.

Um diesen Mammutfilm (3 Stunden) zu realisieren, brauchte er 20 Millionen Dollar, zwei der größten amerikanischen Filmproduktionen Warner Bros, und 20th Century Fox, 50 Stuntmen (Doubles für gefährliche Szenen); 57 Studios wurden eingerichtet, vier Kameraleams, die Feuerwehr von San Francisco und natürlich viele Stars, darunter Altstar Fred Astaire und Jennifer Jones, die zarte Liebesbande knüpfen. William Holden als James Duncan, der korrupte Bauherr des Giganten. Robert Vaughn, bekannt aus „Solo für O.N.C.E.L.“ als nervenslarker Senator, Richard Chamberlain als Schwiegersohn Duncans und verantwortlich für die Ausbreitung des Brandes. Als Hauptpersonen die emanzipierte Susan Franklin – Faye Dunaway, die mit dem Architekten Roberts – Paul Newman liiert isl. Fr fühlt sich mitverantwortlich und setzt alles dran, andere zu retten. Den Retter stellt Steve McQueen als Feuerwehrchef dar, stets in Aktion, nie ermüdend, immer bereit sein Leben zu riskieren, weil „andere Wolkenkratzer bauen, die im Notfall nicht zu löschen sind.“ Foto; Warner Bros.- 20th Century Fox Die Geschichte ist einfach: Wenige Stunden vor den Einweihungsfeierlichkeiten des mit 135 Stockwerken höchsten Wolkenkratzers der Welt versagt der Hauptgenerator. Eine Stichflamme lodert auf, Funken greifen auf das Netz über, verursachen Kurzschlüsse. Das ausgeklügelte Sicherheitssystem versagt. Im 81. Stock bricht ein Feuer aus. Ein Stück durchgeschmorter Draht bringt zutage, daß Duncans Schwiegersohn 2 Millionen am Material sparte und nicht den berechtigten Forderungen des Architekten nachkam. Bauherr Duncan will sich vor seinen Party-Gästen nicht bloßstellen, bagatellisiert den Brand. So bleiben sie denn im Turm, dem obersten Stock des Gebäudes. Die Katastrophe kann beginnen, gigantisch und überzeugend in Szene gesetzt: Der Lift wird zum Krematorium, lodernde Menschenfackeln stürzen in die endlose Tiefe, eine Explosion jagt die nächste, der gläserne Gigant wird zum berstenden Sarg. Ein Riesenaufgebot von Trickspezialisten war am Werk. Und man ist beeindruckt, ist froh, daß es doch noch eine Rettung gibt, daß am Schluß noch ein paar Stars mit halbwegs heiler Haut davongekommen sind.

Die Leute, die es anginge, sehen wohl selten solche Filme, er sollte zu ihrer Pflichllektüre werden; uns bleibt nur das Schaudern.