Foxy Brown – Chyna Doll :: Platte des Monats
Es soll ja Leute geben,die halten die Texte im amerikanischen HipHop für eine einzige Ansammlung von schmutzigen Wörtern. Was ja allemal besser ist, als die Hau-drauf-und-hab‘-Spaß-Lyrik der deutschen Rap-Kollegen, aber das tut hier nichts zur Sache. Wenden wir uns lieber Foxy Brown zu. Denn die tut viel zur Sache, aber überhaupt nichts, um die eingangs erwähnten Leute als vorurteilsbeladene, intolerante Motherfucker zu entlarven. Ganz im Gegenteil. „Chyna White“, das erste richtige Stück auf Foxys zweiten Album CHYNA DOLL (nach dem Intro „The Birth Of Foxy Brown“), wartet gleich mit den Schlüsselwörtern „nigga“, „bitch“, „shit“, „motherfucker“, „fuck“, „ass“ und „cocksucker“ auf. Damit ist erstmal die Richtung vorgegeben und auch gleich der „Explicit Lyrics“-Sticker auf dem Cover verdient. Und letzterer ist ja bekanntlich der beste Garant für beste Verkäufe. Schon das Debüt ILL NA NA, das ja mit reichlich Schweinskram angereichert war, ging seit 1996 allein in den USA mehr als 1,5 Millionen Mal über die Ladentische. Aber Foxy will mehr. Noch mehr Platten verkaufen und die Königin sein im HipHop-Reich. Und zu diesem Behufe wildert sie – mit Gästen wie DMX, Total, Too Short, Mia X, Noreaga und Mya – schon mal im Lande Puff Daddys mit mainstreamigen R ’n‘ B-Melodien, sondert souligen Schmelz ab und liefert mit „BWA (Bitches With Attitüde)“, eine Hommage an die Old Skool-Helden NWA. So weit, so hitparadentauglich. Foxy Brown ist aber dann am besten, wenn sie ohne großen Schnickschnack furztrocken rappt, zu phatten Beats mit ihrem kehligem Timbre; immer dann, wenn das musikalische Umfeld auf ein Minimum reduziert ist. Wie etwa in „My Life“, das rund um ein karges George Benson-Gitarren-Sample aufgebaut ist. Oder auch in „Bonnie & Clyde“, in dem Foxy mit ihrem (nicht nur Duett-) Partner Jay-Z zu sparsamen Elektro-Beats der alten Schule rappt und im großartigen „Tramp“ mit seinen verschachtelten Beats. Bleibt nur noch die Frage, inwieweit eine 19-jährige Millionärin aus Brooklyn zur Befreiung der Frau beiträgt, wie es immer so schön heißt. Indem sie die Menschheit glauben macht, das „richtige“ Leben bestehe ausschließlich aus Sex und Drugs und Rolex-Uhren? Aber auch derlei ungeklärte Fragen können nichts daran ändern, daß Foxy Brown – neben ihrer Freundin Lil‘ Kim – zu den unterhaltsamsten „bitches“ im HipHop zählt.
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